Ackermann: Ein Top-Banker tritt ab
Nach zehn Jahren gibt der Schweizer Josef Ackermann den Chef-Posten bei der Deutschen Bank auf.
Frankfurt. Am Ende geht er gerne. „Das waren schon zehn harte Jahre“, bilanziert Josef Ackermann (64), Noch-Chef der Deutschen Bank. Wie kaum ein anderer Banker stand der Schweizer im Rampenlicht, wie kaum ein anderer Manager in Deutschland war er eine Reizfigur für die Massen.
„Es werden sich sicher viele freuen, dass ich noch vier Jahre bleibe. Dann haben sie jemanden, den sie angreifen können“, meinte Ackermann im April 2009, als sein Vertrag entgegen früherer Pläne noch einmal bis 2013 verlängert wurde. Nun ist doch schon nach der Hauptversammlung am Donnerstag Schluss.
Seine Schweizer Zurückhaltung gab Ackermann rasch auf. „Wo ist eigentlich die Stimme der Deutschen Bank?“, fragte man sich Mitte 2002, wenige Wochen nach seinem Amtsantritt als Chef des größten deutschen Geldhauses. Ackermann erinnert sich: „Von da an habe ich mich geäußert — und nicht alle haben es geschätzt.“
Zuletzt schwand sein Einfluss in der Bank merklich: Seinen Wunsch-Nachfolger, Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber, konnte Ackermann nicht durchsetzen. Das künftige Führungsduo aus dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen drückte beim Umbau der Vorstandsetage aufs Tempo — und setzte mehreren Ackermann-Vertrauten den Stuhl vor die Tür. Demonstrativ treten Fitschen und Jain als Duo auf.
Mit ungeschickten Gesten und deutlichen Worten eckte Ackermann selbst immer wieder an. 2004 reckte er im Gerichtssaal des Mannesmann- Prozesses grinsend zwei Finger zum Siegeszeichen empor. 2005 verteidigte er ein 25-Prozent-Renditeziel und kündigte zugleich den Abbau tausender Stellen an.
Petra Roth, Frankfurts Oberbürgermeisterin, soll ihm dies bei einem Fußballspiel nach dem Victory-Schnappschuss zugeflüstert haben
Eine geschickte PR-Strategie polierte das Image wieder auf — und auch so manche Weggefährten meinten es gut mit Ackermann. „Kontrollieren Sie bitte Ihre Finger“, soll Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) dem Banker bei einem Fußballspiel in Frankfurt in geradezu mütterlicher Fürsorge ins Ohr geflüstert haben, als vor der Tribüne Fotografen nach dem Victory-Schnappschuss auf einen erneuten Fehlgriff Ackermanns lauerten.
Innerhalb und außerhalb der Bank wird anerkannt, dass der erste Ausländer an der Spitze der Deutschen Bank Deutschlands bedeutendstes Geldhaus an die internationale Spitzengruppe herangeführt hat. Die Krisen der vergangenen Jahre überstand die Bank ohne Staatshilfe, mit Übernahmen möbelte Ackermann das lange vernachlässigte Privatkundengeschäft kräftig auf: Berliner Bank und Norisbank (beide 2006), Sal. Oppenheim (2009), Postbank (2010). Während es im Investmentbanking herbe Rückschläge gab, war das Privatkundengeschäft zuletzt eine Stütze des Konzerns.
Besenrein wollte er auch sein eigenes Haus übergeben. So manche Altlast wurde in den vergangenen Wochen per Vergleich aus der Welt geschafft. Den Dauerstreit um die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch indes erben Ackermanns Nachfolger.