Aktionäre von Q-Cells: „Zwischen Pest und Cholera“
Der einstige Liebling der Börse muss die Aktionäre zusammenrufen. Doch die Resonanz bei dem Treffen ist erstaunlich gering.
Leipzig. Wer angesichts der tiefen Krise des Solarunternehmens Q-Cells mit einer hitzigen und turbulenten Debatte gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung in Leipzig ging es angesichts von Schuldenberg, großen Verlusten und Kapitalschnitt erstaunlich sachlich zu. Und das Interesse über die weiteren Geschicke des Unternehmens aus Bitterfeld-Wolfen war auch eher gering. Gerade einmal 202 Aktionäre, die einen Anteil von 1,2 Prozent der Aktien des Unternehmens halten, hatten den Weg in das Kongress-Zentrum auf der Neuen Messe gefunden.
Beobachter hatten angesichts der vom Q-Cells-Vorstand angestrebten Einigung mit den Gläubigern für Zündstoff auf der Hautversammlung gerechnet. Die Gläubiger sollen am Ende des Restrukturierungsprozesses 95 Prozent der Unternehmensaktien innehaben, für die Aktionäre sollen nur noch fünf Prozent bleiben. Anders ausgedrückt: Wer heute 20 Aktien hat, hat dann nur noch eine. „Anders ist das Unternehmen nicht überlebensfähig“, sagte Vorstandschef Nedim Cem. Die Versammlung musste aus juristischen Gründen einberufen werden, weil Q-Cells kein Eigenkapital mehr hat. „Das ist schmerzlich für die Aktionäre, doch eine Alternative gibt es wohl nicht“, sagte Professor Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.“
Fünf Prozent an einem halbwegs gesunden Unternehmen zu halten sei immer noch besser, als wenn Q-Cells in die Insolvenz getrieben würde. Wichtig für das Überleben des Unternehmens sei ein Zahlungsaufschub der Gläubiger über eine Wandelanleihe von 200 Millionen Euro bis Ende April gewesen.
Insgesamt hat Q-Cells drei Anleihen in Höhe von insgesamt 580 Millionen Euro. Den jüngsten Zahlen zufolge war Q-Cells in 2011 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust war fast so hoch wie der gesamte Umsatz. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 846 Millionen Euro. Als Konsequenz aus dem Werteverfall an der Börse fliegt das Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten — einst sogar als Kandidat für den Dax gehandelt — am 19. März aus dem TecDax. Die Aktionäre sollen auf der nächsten außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Juni über die Q-Cells-Pläne abstimmen.