Entwicklung in Griechenland: Gläubiger haben Glück
Fragen und Antworten zu den Entwicklungen in Griechenland.
Wäre es schmerzhafter für Banken gewesen, sich dem Schuldenschnitt zu verweigern?
Auf jeden Fall. Hätten sich nicht genug Privatgläubiger bereiterklärt, auf einen Großteil ihrer Forderungen zu verzichten, wäre der Staat Pleite gegangen. Gläubiger hätten bei einer unkontrollierten Staatspleite verliehenes Geld nicht wiedergesehen. Die Pleite ist abgewendet: Der Schuldenschnitt war eine Bedingung für das zweite Hilfspaket für Griechenland. Die Europäer und der Internationale Währungsfonds IWF wollen das komplette 130-Milliarden-Euro-Paket nächste Woche beschließen.
Nein, Athen erhält in den nächsten Jahren fast 100 Milliarden Euro Notkredite, um seine Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Dazu gehört auch das Abstottern von Schulden, die der Staat bei Banken oder Versicherern hat. In dem Hilfspaket sind zusätzlich dutzende Milliarden Euro für die Finanzbranche vorgesehen.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und seine Kollegen der Euro-Staaten gaben einen Teil der Gelder aus dem zweiten Hilfspaket für Griechenland bereits am Freitag frei. So erhält die griechische Regierung 5,5 Milliarden Euro, um ihren Gläubigern aufgelaufene Zinsen bezahlen zu können. Banken und andere Gläubiger tauschen ihre griechischen Schuldtitel gegen neue Anleihen ein, die deutlich weniger wert und schlechter verzinst sind. Ein Teil des Forderungsverzichts bekommen sie jedoch erstattet.
Ja. Für die neuen Anleihen steht nicht allein Griechenland gerade, sondern auch der Rettungsfonds für klamme Euro-Staaten. Der gilt als absolut kreditwürdig. Schließlich bürgen für ihn Deutschland und die anderen finanzkräftigen Euro-Staaten. Die Steuerzahler in Deutschland schultern mehr Risiken als bisher.
Das hoffen deutsche Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Schäuble. Denn der massive Schuldenerlass verschafft Griechenland Zeit und Luft, der hausgemachten Finanz- und Wirtschaftsmisere zu entrinnen. Dank des Forderungsverzicht sinken Griechenlands Staatsschulden von derzeit etwa 360 Milliarden Euro um fast 30 Prozent.