Apple prescht mit iPhone ohne übliche Ohrhörer-Buchse vor
San Francisco (dpa) - Apple will die schwächelnden iPhone-Verkäufe zum wichtigen Weihnachtsgeschäft mit neuen wasserfesten Modellen ohne die gewohnte Ohrhörer-Buchse ankurbeln.
Zudem gibt es nach fast eineinhalb Jahren die zweite Version der Computer-Uhr Apple Watch, die noch stärker auf Sport und Fitness ausgerichtet ist. Mit „Super Mario Go“ für das Apple-Telefon bringt Nintendo erstmals eine seiner populären Spielefiguren auf ein Smartphone. Die Nintendo-Aktie sprang daraufhin um 13 Prozent hoch. Und den Sommer-Hit „Pokémon Go“ wird man auch auf der Apples-Uhr spielen können.
Das iPhone ist das zentrale Apple-Produkt und brachte zuletzt mehr als die Hälfte der Erlöse des Konzerns ein. In diesem Jahr gehen die iPhone-Verkäufe aber erstmals seit dem Start des Geräts zurück. Jetzt steht die Weihnachtszeit an, in der Apple traditionell das größte Geschäft macht.
Äußerlich sieht das iPhone 7 weitgehend wie die bisherigen Modelle der 6er-Reihe aus. Aber unter anderem Kamera und Display wurden deutlich verbessert. Das größere iPhone 7 Plus bekam eine zweite Linse für optischen Zoom und Tiefenschärfe-Effekte. Der neue Chip „A10 Fusion“ sei doppelt so schnell wie der im zwei Jahre alten iPhone 6. Der Speicher in der günstigsten Variante wurde von 16 auf 32 Gigabyte angehoben. Die Preise in Deutschland beginnen bei 759 Euro, ausgeliefert wird ab dem 16. September. Die Apple-Aktie notierte am Donnerstag vorbörslich mit einem kleinen Minus von rund 0,5 Prozent.
Die Ohrhörer wird man beim iPhone 7 über Apples hauseigenen digitalen „Lightning“-Anschluss einstöpseln oder drahtlos per Bluetooth verbinden können. Ein Grund für den Schritt sei, dass der Platz im Inneren der immer dünneren Telefone sehr kostbar werde, sagte Apple-Manager Phil Schiller bei der Vorstellung der Geräte in San Francisco.
Die Abschaffung der traditionellen 3,5-Millimeter-Ohrhörer-Buchse war schon nach Gerüchten im Vorfeld der Präsentation zum Teil als „verbraucherfeindlich“ kritisiert worden. Für Nutzer von Kopfhörern mit klassischen Klinkensteckern wird ein Adapter beigelegt, den es für 9 Euro auch einzeln zu kaufen gibt. Zudem stellte Apple eigene Bluetooth-Ohrhörer vor, die komplett ohne Kabel auskommen. Diese „AirPods“ werden in Deutschland 179 Euro kosten.
Im Sommer hatte bereits der PC-Marktführer Lenovo beim Motorola-Smartphone Moto Z die Ohrhörer-Buchse durch einen USB-C-Anschluss ersetzt - so wie auch der kleine chinesische Anbieter LeEco. Mit Apple trifft aber erstmals ein großer Hersteller die Entscheidung für ein ganzes Modelljahr. Schiller sprach von „Mut“, der für einen solchen Schritt erforderlich sei. Apple wolle damit auch eine Zukunft mit weniger Kabeln einläuten.
Bei der von Apple für das iPhone 7 genannten Wasserdichte-Klasse IP67 sind Geräte vor Spritzwasser, Regen und Schnee geschützt, können unter die Dusche genommen und für bis zu 30 Minuten einen Meter tief unter Wasser gehalten werden. Schwimmen, tauchen oder schnorcheln sollte man damit dagegen nicht. Die „6“ in der Zahl bedeutet einen weitgehenden Schutz vor Staub. Apple folgt hier einem Trend in der Industrie: Top-Modelle etwa von Samsung haben schon seit einigen Jahren solche oder auch höhere Schutzklassen.
Mit der neuen Apple Watch wird man unterdessen auch schwimmen können. Der Prozessor der Uhr ist jetzt deutlich schneller und das Display wurde heller gemacht. Außerdem hat die Uhr jetzt ein eingebautes GPS-Modul, zum Beispiel, um ein Lauftraining auch ohne ein Smartphone aufzuzeichnen.
Apple verkaufte seit dem Marktstart im April 2015 unverändert das erste Modell. Die Apple Watch etablierte sich zwar vom Start weg als Marktführer - doch die Frage, wie groß die Produktkategorie überhaupt werden kann, steht weiterhin im Raum. Die Marktforscher von IDC schätzen, dass nach 3,6 Millionen verkauften Apple-Uhren im Startquartal ein Jahr später im zweiten Vierteljahr 2016 nur noch 1,6 Millionen Geräte abgesetzt wurden. Apple nennt keine Verkaufszahlen.
Zum Auftakt der Präsentation gelangen Apple zwei Überraschungen im Gaming-Bereich mit den Ankündigungen zu „Super Mario Run“ und „Pokémon Go“. Nintendo bot seine Spiele lange Zeit grundsätzlich nur für die eigenen Spielekonsolen an. Inzwischen spielen aber immer mehr Menschen die günstigen bis kostenlosen Smartphone-Games. Das Nintendo-Geschäft steht unter Druck und schon seit einiger Zeit wird an Smartphone-Games gearbeitet. Hinter „Pokémon Go“ steckt neben Niantic auch eine Nintendo-Beteiligung.