Arbeit wird in Deutschland schneller teurer
Wiesbaden (dpa) - Höhere Tarifgehälter und steigende Lohnnebenkosten verteuern den Faktor Arbeit in Deutschland - auch im Vergleich zu den meisten Staaten in der EU. Gewerkschaftsnahe Ökonomen sehen darin eine Normalisierung.
Im europäischen Vergleich stiegen die Arbeitskosten in der größten Volkswirtschaft der EU tendenziell schneller als der Durchschnitt. Die geleistete Arbeitsstunde war 2,4 Prozent teurer als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Grund waren höhere Bruttoverdienste der Beschäftigten (plus 2,5 Prozent) und gestiegene Lohnnebenkosten (plus 2,1 Prozent) zum Beispiel für Verwaltung und Sozialversicherungen.
Im europäischen Vergleich sind die Arbeitskosten in Deutschland überdurchschnittlich gestiegen. Bei den vorliegenden Werten zum dritten Quartal 2013 aus 26 von 28 EU-Staaten betrug der Durchschnitt im Jahresvergleich plus 1,0 Prozent gegenüber plus 1,9 Prozent in Deutschland. Teils weit höhere Zuwächse hatten die unterentwickelten Volkswirtschaften in Estland (plus 8,1), Litauen (plus 6,2), Lettland (plus 5,9) und Rumänien (plus 4,2).
Rückläufig waren die Arbeitskosten in Zypern (minus 7,6 Prozent), der Tschechischen Republik (minus 2,5), Irland (minus 1,6) und Slowenien (minus 0,6). In Frankreich, Spanien und Portugal wurden unterdurchschnittliche Zuwächse zwischen 0,3 und 0,5 Prozent registriert. Die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft dieser Länder gegenüber Deutschland steigt damit.
Nach Meinung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) handelt es sich um eine Normalisierung nach lange unterdurchschnittlicher Entwicklung der Arbeitskosten in Deutschland. Von 2000 bis 2012 seien die Kosten in Deutschland im Schnitt jährlich nur um 1,9 Prozent gestiegen im Vergleich zu 3,2 Prozent in der EU und 2,8 Prozent im Euroraum. Die Folgen der höheren Löhne seien gesamtwirtschaftlich positiv, weil sie den Binnenkonsum stützten und die deutsche Wettbewerbsfähigkeit nach wie vor hoch sei, sagte IMK-Direktor Gustav Horn.