Deutsche im Konsumrausch

Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die Anzeichen für einen kräftigen Konjunkturaufschwung in Deutschland häufen sich: Das Geld der Verbraucher sitzt ohnehin seit Monaten locker, nun treiben nach dem enttäuschenden Vorjahr auch Deutschlands Exporteure die Wirtschaft wieder an.

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Die internationale Wirtschaftsorganisation OECD prognostizierte am Dienstag in Paris ein Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung im ersten Quartal von etwa 0,9 Prozent. Insgesamt bleibe Deutschland auch 2014 der Konjunkturmotor Europas.

Im Januar lieferten die Exporteure Waren „Made in Germany“ im Wert von 90,7 Milliarden Euro ins Ausland, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Das waren 2,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und 2,2 Prozent mehr als im Dezember 2013.

Ein deutliches Plus gab es bei Exporten in die Europäische Union inklusive der Euroländer. „Es mehren sich die Hinweise auf eine Erholung der Eurozone“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton F. Börner.

Die Partnerländer profitieren auch von der starken deutschen Binnenkonjunktur. Im Januar kletterten die Einfuhren nach Deutschland binnen Jahresfrist um 1,5 Prozent. Mit plus 4,0 Prozent nahmen die Importe aus den Eurostaaten besonders deutlich zu.

„Deutschland unterstreicht damit seine Rolle als Wachstumslokomotive für die Eurozone“, betonte Börner. Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB sagte: „Dies deutet auf eine sich weiter belebende Binnenkonjunktur in Deutschland hin und entzieht zudem der zuletzt wieder hitziger geführten Diskussion um die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse etwas Nahrung.“

Das Thema sorgt seit langem für Zündstoff zwischen Brüssel und Berlin. Die EU-Kommission ist der Auffassung, der hohe Überschuss berge Risiken für die europäische Wirtschaft. Brüssel fordert deshalb von Deutschland, die Nachfrage im Inland anzukurbeln. Die Bundesregierung sieht in den deutschen Exportüberschüssen kein Problem für die Euro-Zone.

Für das Importplus zum Jahresstart dürften neben der Industrie, die zuletzt wieder mehr investierte, auch die Verbraucher verantwortlich sein. Das Konsumklima in Deutschland ist derzeit extrem gut, und schon 2013 hatten die Verbraucher in Deutschland so viel Geld wie noch nie in den Konsum gesteckt. Das lag einerseits an den extrem mickrigen Zinsen, die sicherer Geldanlagen unattraktiv machen, andererseits an der Rekordbeschäftigung.

Beides zusammen führt dazu, dass die Deutschen seit Jahren immer größere Teile ihres verfügbaren Einkommens direkt für größere Anschaffungen, Reisen, Wohnen oder den Restaurantbesuch ausgeben, statt das Geld auf die hohe Kante zu legen. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts stiegen die Konsumausgaben im vergangenen Jahr nominal um 2,5 Prozent auf 1,57 Billionen Euro - den höchsten jemals gemessenen Wert.