Arbeitsamt berät Quelle-Mitarbeiter in Versandhauszentrum Nürnberg

Nürnberg. Es ist eine der größten Entlassungswellen in derGeschichte der Bundesagentur für Arbeit - doch sie geht sang- undklanglos vonstatten. Weder laute Trillerpfeifkonzerte der Gewerkschaftnoch Protestplakate begleiten am Montagmorgen den Weg mehrerer HundertQuelle-Mitarbeiter in das mobile Arbeitsamt im NürnbergerQuelle-Versandzentrum an der Fürther Straße.

Auf die Schnelle hat dieArbeitsagentur dort wenige Tage nach dem Aus für Quelle ein„Mini-Arbeitsamt“ eingerichtet.

Innerhalb einer Woche müssen dort rund 4000 gekündigte Beschäftigteamtlich registriert werden. Mehr als 100 Vermittler aus ganz Bayernsollen den Betroffenen beim Ausfüllen der Arbeitslosengeldanträgehelfen, sie beraten - und psychisch aufbauen.

„Den Menschen ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden“, erklärtder Chef der bayerischen Regionaldirektion, Rainer Bomba. Deshalb seiauch an die Arbeitsvermittler die Parole ausgegeben worden: „KeineHektik, keine Panik.“ Vor dem Quelle-Gebäude steht für gesundheitlicheNotfälle ein Fahrzeug des Roten Kreuzes. „Die Leute sind sehrgestresst, es könnte zu Kreislaufzusammenbrüchen kommen“, erklärtRot-Kreuz-Mitarbeiter Heinrich Lederer.

Vermittler Gerhard Rühr ist extra aus dem oberbayerischen Altöttingnach Nürnberg gekommen: „Nicht knallhartes Vermitteln ist gefragt,sondern ein sensibles Vorgehen.“ Gemeinsam mit mehr als 25 Kollegen ausganz Bayern wurde der 40 Jahre alte studierte Theologe, der späterseine Laufbahn bei der Arbeitsagentur fortsetzte, am Morgen in einemroten Reisebus zu seinem Einsatzort gefahren.

Eine Woche lang sollen die Frauen und Männer den gekündigtenQuelle-Mitarbeitern Hilfestellung leisten - und Arbeitslosenmeldungenim Akkord bearbeiten. Die Stimmung unter den Vermittlern istangespannt: Es sei eine schwierige Situation - auch für die Mitarbeiterder Arbeitsagentur, erklärt Vermittler Franz Zwingmann.

Auf den Weg zum „Mini-Arbeitsamt“ hat sich auch ein 49 Jahre alterTransportarbeiter gemacht. Über 20 Jahre hat er für Quelle gearbeitet.„Heute gehe ich da mit keinem guten Gefühl rein“, sagt er. Wie vieleseiner gekündigten Kollegen hält er einen braunen Umschlag in seinenHänden - darin unter anderem der Personalausweis und die letzteGehaltsabrechnung, nur damit können sich die Betroffenen arbeitslosmelden.

Dass die Arbeitsagentur direkt ins Haus komme, erleichtere ihmden Schritt, erklärt der Mann und fügt hinzu: „Ich habe die Hoffnung,dass es noch was werden könnte mit einem neuen Job.“