Arcandor droht die Zerschlagung
Insolvenzexperte Piepenburg steigt aus. Chancen für eine Sanierung sinken.
Essen. Beim insolventen Arcandor-Konzern (Karstadt, Quelle, Thomas Cook) kommt es weiter knüppeldick: Der renommierte Insolvenzexperte Horst Piepenburg hat aus Ärger über Großaktionär Sal. Oppenheim sein Mandat als Generalbevollmächtigter von Arcandor niedergelegt.
Piepenburg (Babcock, Sinn-Leffers) sollte bei Arcandor die Möglichkeiten für ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung ausloten, um den Konzern komplett zu erhalten. Ein solches Verfahren gibt zahlungsunfähigen Firmen größere Freiheiten zur Sanierung. Es könne aber nur mit Unterstützung der Großaktionäre gelingen und die habe es nicht gegeben, so Piepenburg: "Wir befanden uns in einer Phase, in der eine positive Erklärung des Großaktionärs notwendig war", sagte Piepenburg der "FAZ". "Ich habe nicht versucht, Geld einzuwerben. Es ging um die verbindliche Unterstützung des Planverfahrens und eines Sanierungskonzeptes."
Die Kölner Privatbank hat ein mögliches Engagement von der Vorlage eines Sanierungskonzeptes abhängig gemacht. Bis dato liege allerdings kein Konzept vor, hieß es seitens der Bank. Oppenheim war erst im Herbst 2008 bei Arcandor eingestiegen, um die Kredite von deren Großaktionärin Madeleine Schickedanz zu retten. Die Bank hält über eine unabhängige Industrieholding knapp ein Viertel der Arcandor-Anteile.
Vorstandschef Karl-Gerhard Eick ist trotz aller Querelen weiterhin auf der Suche nach alternativen Investoren: "Bis Mitte August werde ich alle gebotenen Chancen nutzen, Investoren für die Umsetzung des Sanierungskonzepts zu gewinnen und damit für den Erhalt der Arcandor AG."
Experten halten es für wahrscheinlich, dass nun alles auf eine Zerschlagung hinausläuft. Insolvenzrechtler Detlef Specovius, der gemeinsam mit Piepenburg bei Sinn-Leffers engagiert war, sagte dem "Kölner Stadtanzeiger": "Es sieht so aus, als würde alles auf eine Filetierung hinauslaufen." Ohne eine millionenschwere Unterstützung der Aktionäre könne eine Sanierung nicht gelingen. Arcandor spart zwar derzeit viel Geld, da die Gehälter während der drei Monate dauernden vorläufigen Insolvenz von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt werden. Spätestens ab September, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, muss der Konzern die Kosten dafür wieder selbst tragen. Dafür hat Piepenburg wohl keine Chance mehr gesehen. So könnte es zur "normalen" Insolvenz kommen und damit zum Verkauf des Konzerns in Einzelteilen.