ThyssenKrupp droht riesiger Verlust
Düsseldorf. Der Stahl- und IndustriegüterkonzernThyssenKrupp erwartet einem Pressebericht zufolge wegen derWirtschaftskrise im laufenden Geschäftsjahr einen Vorsteuerverlust inMilliardenhöhe.
Einschließlich Sondereffekten rechne der Vorstand miteinem Minus von 1,5 Milliarden Euro, schrieb die „Financial TimesDeutschland“ ohne konkrete Quellen zu nennen.
Von denfünf Sparten werde einzig das Aufzuggeschäft positiv abschließen, hießes. Ein Firmensprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren. „Wirbeteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagte er. Es wäre der ersteVerlust seit der Fusion von Thyssen und Krupp vor zehn Jahren.Vorbörslich sank der ThyssenKrupp-Kurs um rund 2,5 Prozent.
In seiner im Mai veröffentlichten Prognose hatte ThyssenKrupp für dasam 30. September zu Ende gehende Geschäftsjahr einen Vorsteuerverlustin mittlerer bis hoher dreistelliger Millionenhöhe in Aussichtgestellt. Darin seien allerdings Sondereffekte wie Abschreibungen,Kosten durch den Konzernumbau sowie die Belastungen durch die neuenWerke in Brasilien und den USA nicht enthalten.
Im Vorjahr erzielte derKonzern bei 53,4 Milliarden Euro Umsatz noch einen Vorsteuergewinn von3,1 Milliarden Euro. Den Bericht zum dritten Quartal veröffentlichtThyssenKrupp am 14. August.
Dem Zeitungsbericht zufolge werden die Dienstleistungs- und dieIndustriegütersparte Technologies (Werften, Autozulieferung,Anlagenbau, Transrapid) im Gesamtjahr jeweils operative Verluste indreistelliger Millionenhöhe schreiben. 2007/08 wies das Servicegeschäftnoch einen Gewinn vor Steuern von 750 Millionen Euro aus.
Der Gewinnder Industriegütersparte lag bei 741 Millionen Euro. Zudem rechne derVorstand in diesem Jahr beim Flachstahl, vor allem aber beim Edelstahlmit Verlusten.
Insbesondere die Werften bereiten dem Konzern dem Bericht zufolge großeProbleme. Demnach wurden mittlerweile Aufträge für zehnContainerschiffe und sechs Megajachten storniert. Ein Lichtblick bleibehingegen die Aufzugsparte, die stark von der Nachfrage nachServiceleistungen profitiere. Hier sei sogar ein Gewinnplus zuerwarten, hieß es.
Auch die Konkurrenten ArcelorMittal und Salzgitter hatten zuletzt roteZahlen im operativen Geschäft geschrieben. Seit dem Ausbruch derWirtschaftskrise hatten die Stahlhersteller mit einem abruptenAuftragsstopp der Kunden zu kämpfen. Die Auslastung der Werke sank zumTeil deutlich unter die kostendeckenden 60 Prozent.
Zuletzt hatten dieKonzerne allerdings eine leichte Entspannung gemeldet. Erstmals seitMonaten konnten sie die Preise für ihre Erzeugnisse marginal anheben.Als Hauptgrund gilt, dass die Lager inzwischen weitgehend abgebautsind. Allerdings sind die Stahlkonzerne noch vorsichtig, ob es sich umeine nachhaltige Erholung handelt.
Der ThyssenKrupp-Vorstand baut wegen der Krise den Konzern um. Durchdie Abschaffung von Zwischenholdings und ein Effizienzprogramm sollenrund zwei Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden. Zudem will dasUnternehmen weitere Anteile an seinem Stahlwerk in Brasilien verkaufen.Dies könnte nach früheren Medienberichten rund 900 Millionen Eurobringen und damit die Bilanz entlasten.
Bei dem Werk waren die Kostenaus dem Ruder gelaufen. Statt der ursprünglich vom Aufsichtsratgenehmigten 3 Milliarden Euro rechnet der Konzern inzwischen mit Kostenvon 4,5 Milliarden Euro. Das neue Werk soll voraussichtlich im Frühjahr2010 in Betrieb gehen.