Athen-Abschreibungen drücken Commerzbank-Gewinn

Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank hat wegen der Euro-Schuldenkrise im zweiten Quartal kräftig Federn lassen müssen. Abschreibungen belasten das Ergebnis. Die Zukunftsaussichten sind wegen der Börsenturbulenzen unsicherer geworden.

Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen haben bei der Commerzbank im zweiten Quartal einen heftigen Gewinneinbruch ausgelöst. Der Überschuss sank von 352 Millionen Euro vor einem Jahr auf 24 Millionen Euro, wie die Bank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Nach wie vor hat die zweitgrößte deutsche Privatbank Milliarden in den Euro-Krisenstaaten im Feuer und angesichts der Markt-Turbulenzen zieht das teilverstaatlichte Institut seine Gewinnprognose für 2011 in Zweifel. Und ausgerechnet jetzt kündigt Finanzvorstand Eric Strutz an, im kommenden Frühjahr von Bord zu gehen.

Die Bank schrieb 760 Millionen Euro auf seine gesamten griechischen Staatsanleihen ab. Sie stehen nun noch mit 2,2 Milliarden Euro in den Büchern. Insgesamt baute die Bank zwischen Ende März und Ende Juni ihr Engagement in den Euro-Krisenländern nur leicht ab, wie aus der Halbjahresbilanz hervorgeht. Demnach ist sie allein mit 8,7 Milliarden Euro in italienischen Staatsanleihen investiert, das sind rund 700 Millionen Euro weniger als drei Monate zuvor.

Das Institut ist damit noch wesentlich stärker in den Schuldenstaaten engagiert als die Deutsche Bank. Der Branchenprimus hatte sein Engagement im ersten Halbjahr um 70 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro heruntergefahren. Insbesondere bei der Commerzbank-Tochter Eurohypo - die nach einer EU-Auflage bis spätestens Ende 2014 verkauft werden soll - geht der Abbau langsamer voran, weil es sich um längerfristige Anlagen handelt.

Die Commerzbank hat auch kaum Hoffnungen, ihre verlustreiche Immobilienfinanzierungstochter schnell verkaufen zu können. „Es ist im derzeitigen Umfeld ein schwer verkäufliches Asset“, sagte Finanzvorstand Strutz. Es werde nur wenige Bieter geben, die die nötigen finanziellen Mittel mitbrächten, um die Risiken der Eurohypo schultern zu können.

Das Geschäft der Kernbank - dazu zählt das Management das Privatkundengeschäft, die Mittelstandsbank, die Osteuropa-Aktivitäten und das Investmentbanking - entwickelte sich im zweiten Quartal positiv. Die Mittelstandsbank erzielte mit einem operativen Ergebnis von 501 Millionen Euro (plus 29 Prozent) erneut den größten Ergebnisbeitrag im Konzern. Ihre Rückstellungen für faule Kredite konnte die Bank weiter reduzieren. Im Gesamtjahr rechnet sie jetzt nur noch mit einer Risikovorsorge von 1,8 Milliarden Euro nach ursprünglich erwarteten 2,3 Milliarden Euro.

Angesichts der heftigen Marktturbulenzen sieht das Geldinstitut allerdings seine Gewinnprognose für den Konzern in Gefahr. „Die Kernbank ist super unterwegs“, sagte Strutz. Entscheidend für den Konzern sei jedoch die weitere Entwicklung der Schuldenkrise. In diesem Jahr wollte die Commerzbank bislang einen operativen Gewinn klar über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Dank eines guten Jahresauftakts belief sich das operative Ergebnis im Konzern in den ersten sechs Monaten auf 1,2 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum 1,0 Milliarden Euro). Unter dem Strich verdiente die Bank 1,01 Milliarden Euro nach 1,1 Milliarden im Jahr zuvor.

Trotz der Unsicherheiten rechnet Strutz weiter damit, dass die Commerzbank im Einzelabschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) 2011 schwarze Zahlen ausweist. Damit kann der Bund auf Zinszahlungen auf den Rest der geliehenen Steuergelder hoffen. Nach einer Megakapitalerhöhung hat die Bank bereits 14,3 Milliarden der noch 16,2 Milliarden Euro direkten Staatshilfen zurückgezahlt.

Mitten in diesen turbulenten Zeiten muss sich die Commerzbank einen neuen Finanzchef suchen. Strutz, der sich an den Kapitalmärkten als Finanzexperte einen guten Ruf erworben hatte, wird seinen im März 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Der 46-Jährige will mehr Zeit für seine Familie haben und „eine Art Sabbatical“ einlegen. „Wie die Strategie für die zweite Halbzeit aussieht, legt man erst in der Kabine fest“, sagte Strutz auf die Frage, was er nach dem Ende der Auszeit plant. Ein Nachfolger für Strutz steht noch nicht fest.