Audi verbucht Rekorde und warnt vor Euphorie
Ingolstadt (dpa) - Audi hat dank des weltweiten Autobooms 2010 so viel Geld verdient wie nie zuvor und will 2011 nahtlos an das Rekordjahr anknüpfen. Unter dem Strich verdoppelte die VW-Tochter den Gewinn nahezu, in diesem Jahr sollen die Zahlen erneut besser werden.
Allerdings warnte Vorstandschef Rupert Stadler davor, die weiter bestehenden Risiken für die Weltwirtschaft zu unterschätzen. Der unerwartet starke Aufschwung stehe noch auf wackeligen Beinen.
„Unwägbarkeiten auf den Finanz- und Rohstoffmärkten haben das Potenzial, die Aufbruchstimmung jederzeit zu dämpfen“, sagte Stadler am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Ingolstadt. Nach dem starken Start ins Jahr erwartet Audi bereits das beste erste Quartal der Geschichte. „Wir werden daher nicht übermütig, aber realistisch optimistisch dürfen wir schon sein“, betonte Stadler.
2009 hatte die Wirtschaftskrise einige Bremsspuren in der Bilanz hinterlassen, insgesamt waren die Ingolstädter aber deutlich besser durch die Flaute gekommen als die Konkurrenz. Audi profitierte im vergangenen Jahr kräftig von der Erholung der Märkte in Europa, aber auch von der ungebrochenen Nachfrage in China.
Auch auf dem für das Unternehmen eher schwierigen US-Markt legte der Oberklassehersteller zu. „Wir wachsen nicht nur in China, sondern in vielen Regionen weltweit“, sagte Stadler. Daneben rücken auch die Schwellenländer Brasilien, Russland oder Indien weiter in den Fokus. „Wir tragen dieser Entwicklung Rechnung, indem wir uns global aufstellen und uns nicht nur auf einzelne große Märkte versteifen.“
Offen ließ Stadler aber weiter, wann und ob Audi ein Werk in den USA bauen wird. Der Konzern war mit einem Absatzplus von 21,6 Prozent im Januar und Februar wie die Rivalen von BMW und Daimler stark in das neue Jahr gestartet und arbeitet in seinen Werken mittlerweile an der Auslastungsgrenze. „Es gilt einen Quantensprung in der Produktion zu bewältigen“, so der Audi-Chef. Bis 2015 wollen die Bayern mehr als 11 Milliarden Euro in den Ausbau der Produktion und in neue Modelle investieren.
Finanziell macht Audi vor allem dem Mutterkonzern in Wolfsburg Freude. Unter dem Strich verbuchte die VW-Tochter im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,63 Milliarden Euro - beinahe doppelt so viel wie im Krisenjahr 2009. Die Ingolstädter tragen damit eine stattliche Summe zum VW-Rekordergebnis von mehr als 7 Milliarden Euro bei. Der Umsatz wuchs um knapp 19 Prozent auf 35,4 Milliarden Euro. Eine konkrete Prognose für 2011 machte Stadler aber nicht. Volkswagen legt am Donnerstag die vollständige Bilanz für das vergangene Jahr vor.
Audi hat im vergangenen Jahr auch einen Absatzrekord eingefahren und weltweit 1,09 Millionen Autos verkauft, 15 Prozent mehr als 2009. In diesem Jahr wollen die Ingolstädter mehr als 1,2 Millionen Fahrzeuge verkaufen und damit eine neue Bestmarke setzen. Auf dem deutschen Markt stagnierten die Verkäufe 2010 nahezu. Einzig der Absatz der Luxusmarke Lamborghini ging im vergangenen Jahr um gut 14 Prozent auf 1302 verkaufte Sportwagen zurück - vornehmlich wegen des Produktionsendes für den Murciélago, der erst noch ersetzt wird.
Freuen dürfen sich die Mitarbeiter, die der Konzern mit einem dicken Scheck für die vergangenen zwölf Monate belohnt. Im Schnitt zahlt Audi seinen 42 500 Mitarbeitern in Deutschland 6513 Euro, ebenfalls eine Rekordsumme. An den Standorten in Belgien und Ungarn gibt es ähnlich hohe Prämien. Insgesamt beschäftigt Audi weltweit rund 60 000 Menschen.
Mit Unverständnis reagierte das Unternehmen auf den Streit um die Verträglichkeit des neuen Biosprits E10. „Mich überrascht die Diskussion“, sagte Technikvorstand Michael Dick. Alle Hersteller seien sich bei E10 von Anfang an einig gewesen. „Wir haben E10 freigegeben“, sagte Dick. Bei Audi gebe es nur wenige Autos, die Probleme mit dem Biosprit hätten. Er könne die Aufregung nicht nachvollziehen, im Ausland sei E10 völlig geräuschlos eingeführt worden.