Autobauer Porsche darf VW übernehmen

Die EU-Kommission hat keine Bedenken, dass eine Fusion den Wettbewerb gefährden könnte. Bis zu einer Übernahme müssen aber intern noch viele Fragen geklärt werden.

Brüssel/Stuttgart. Porsche darfEuropas größten Autobauer Volkswagen übernehmen. DieEU-Kommission entschied, dass die Fusion nicht wettbewerbsgefährdendsei.

"Damit hat Porsche ein gutes Stück des Weges zurückgelegt",sagte eine Sprecher des Sportwagenbauers. Freie Fahrt für dieMehrheitsübernahme hat Porsche damit aber noch nicht.

Weltweit müssen den Angaben zufolge mehr als 20Kartellbehörden grünes Licht für das Vorhaben geben.Bislang haben acht von ihnen bereits Genehmigungen erteilt.

Auch viele Fragen über die künftige Machtverteilung indem neuen Porsche/VW-Konzern bleiben weiter offen.

"Erstwenn alle kartellrechtlichen Genehmigungen vorliegen, kann alsnächster Schritt der Erwerb der Mehrheit an Volkswagen erfolgen.Dies dürfte im Herbst 2008 der Fall sein", sagte der Porsche-Sprecher.

Die EU-Kommission teilte mit, die Untersuchung habe ergeben, dass"die horizontalen Überschneidungen zwischen Volkswagen undPorsche begrenzt sein werden und es auf allen betroffenen Teilmärktenweiterhin starke Konkurrenten mit erheblichen Marktanteilen gebenwird."

Die beiden Unternehmen arbeiten nach Ansicht derBehörde bereits seit vielen Jahren zusammen. Unter anderemhätten sie gemeinsam Geländewagen entwickelt.

Auch für Herstellung und Vertrieb von Ersatzteilen erwarteman keine negativen Auswirkungen. Mit der Entscheidung steht derAuto-Ehe aus Kommissionssicht „nichts mehr im Wege“.

Marktbeobachter rechnen damit, dass es von denWettbewerbshütern keine Einwände geben wird, weil die neuePorsche Holding aus ihrer Sicht keine marktbeherrschende Stellungeinnehmen wird.

Hintergrund ist, dass Porsche pro Jahr nur etwa 100 000Fahrzeuge verkauft. In Europa haben die Stuttgarter einen Marktanteilvon 0,6 Prozent.

Porsche will seine VW-Anteile noch in diesemJahr von derzeit knapp 31 Prozent auf über 50 Prozent erhöhen.

Die faktische Mehrheit in der VW-Hauptversammlung peilen dieStuttgarter schon früher an. Porsche-Chef Wendelin Wiedekingwill bis spätestens 2. September den Anteil an VW auf 36 Prozentaufzustocken.

Die Verträge für den Kauf weiterer 4,92 Prozent derVW-Stammaktien sind bereits geschlossen.

Diesen Nachweishatte die EU-Kommission zur Bedingung gemacht, um überhaupt überdie geplante Mehrheitsübernahme von Porsche bei VW zuentscheiden.

"Mit diesem Rechtsgeschäft erwirbt Porsche faktisch dieKontrolle über Volkswagen", stellte die Kommission fest. Dieursprünglich für Mitte Juni geplante Kartellentscheidungwar deshalb vertagt worden.

Nach der geplantenMehrheitsübernahme sollen künftig Volkswagen und dasoperative Geschäft des Sportwagenbauers in der neuen PorscheHolding geführt werden. Um die Machtverteilung dort tobt seitMonaten ein Streit.

Porsche-Chef Wiedeking hatte zuletzt die Belegschaftsvertreterbeider Seiten aufgefordert, endlich zu einer Einigung zu kommen.Sollte dies nicht gelingen, würden künftig dreiArbeitnehmervertreter von Porsche und drei von VW im Aufsichtsratsitzen.

Weiteres Streitthema ist die von der Bundesregierunggeplante Neuauflage des VW-Gesetzes. Danach soll es auch künftigbei der VW- Hauptversammlung für wichtige Entscheidungen eineSperrminorität von 20 Prozent geben.

Das sichert dem Land Niedersachsen, das knapp über 20 Prozenthält, ein Vetorecht.

Üblich ist nach dem Aktienrecht eine Sperrminorität von25 Prozent. Die EU-Kommission hat ein Vertragsverletzungsverfahrengegen Deutschland eingeleitet.