Autobauer tüfteln am E-Roller
Mobilität: Für Daimler und BMW ist das surrende Zweirad der Einstieg in den neuen Markt mit Elektrofahrzeugen.
München/Stuttgart. Weltweit tüfteln Forscher und Entwickler an umweltschonenden Elektroantrieben. Für die Autobranche ist das ein riesiges Thema, doch die Hürden auf dem Weg hin zu leistungsstarken und erschwinglichen E-Autos sind hoch. Als einfacher gilt die Entwicklung von Elektrorollern und -fahrrädern. Experten sehen vor allem in den Metropolen großes Potenzial. Das lockt auch die Autobauer.
"Wir werden bald einen E-Roller präsentieren", kündigte Daimler-Chef Dieter Zetsche jüngst an. Die Stuttgarter wollen das Projekt im Herbst auf dem Pariser Autosalon präsentieren. Auch die Konkurrenz aus Bayern schläft nicht, BMW soll ebenfalls an einem elektrischen Zweirad arbeiten.
"Elektroroller sind für die Autohersteller die Möglichkeit, frühzeitig in den Markt mit Elektrofahrzeugen einzusteigen und sich zu positionieren. Mit dem Auto wird das noch eine Weile dauern", sagt der Sprecher des Industrie-Verbands Motorrad Deutschland, Achim Marten. Weltweit arbeiteten vor allem viele kleine Hersteller an E-Rollern.
"Elektrobikes sind vor allem für die Stadt gedacht, um damit zum Einkaufen oder zur Arbeit zu fahren", sagt Marten. Wie beim Auto hinge alles von der Batterie ab. Genau dort verbucht das Zweirad ein Plus: "Der Vorteil gegenüber Elektroautos ist, dass Elektrozweiräder leichter sind. Die Batterie ist kleiner, damit ist der Anschaffungspreis auch deutlich niedriger als bei Elektroautos."
Hier spielt auch eine Rolle, dass die Käufer bei Zweirädern keine so große Reichweite erwarten. Dies ist bei Elektroautos noch eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Alltagstauglichkeit. Doch auch beim Roller sind noch nicht alle Hürden überwunden: Die öffentliche Infrastruktur zum Laden der Flitzer muss erst noch wachsen. Bis dahin muss meist die klassische Steckdose zum Beispiel in der Garage reichen.
Ob für etablierte Autobauer die surrenden Zweiräder ein echtes Geschäft werden, ist offen. "Das ist sicher keine Alternative zum bestehenden Geschäftsmodell, sondern dient eher dem Abrunden ihres Profils als Mobilitätsdienstleister", sagt Gregor Matthies, Partner und Automobilexperte bei der Strategieberatung Bain & Company in München.