Finanzmärkte: Das Zittern der Banken vor dem Härtetest
Mit Spannung schauen alle auf Freitag: Gegen 18 Uhr veröffentlichen Bankenaufseher die Ergebnisse des Stresstests.
Frankfurt. Am Freitag wird es amtlich: Nach wochenlangen Spekulationen sollen die Ergebnisse der Tests zur Krisentauglichkeit europäischer Banken veröffentlicht werden. Politik, Aufsicht und Notenbanken hoffen auf neues Vertrauen an den Märkten. Fragen und Antworten zu Stresstests:
Ein Stresstest untersucht anhand bestimmter Szenarien, ob eine Bank auch dann überlebensfähig ist, wenn sich die Märkte sehr negativ entwickeln oder die Konjunktur einbricht. Übertragen auf die Finanzlage eines Verbrauchers kann zum Beispiel geprüft werden, ob Einnahmen, Ersparnisse oder Versicherungsschutz auch dann ausreichen, wenn Auto und Waschmaschine gleichzeitig kaputtgehen, der Arbeitgeber pleitegeht und ein neuer Job erst in einem Jahr gefunden wird.
Größere Banken untersuchen regelmäßig selbst, wie sich Risikopositionen unter bestimmten Annahmen verändern. Weniger häufig sind abgestimmte, länderübergreifende Tests der Aufsichtsbehörden.
Der aktuelle Test der europäischen Aufsichtsbehörde CEBS sollte in einem europaweit einheitlichen Verfahren prüfen, wie belastbar die Kapitalausstattung der Banken ist. Schließlich hatte die Finanzkrise offenbart, dass viele Institute nicht genug Eigenkapital vorhielten, um drohende Kreditausfälle zu stemmen.
Der aktuellen Untersuchung lagen zwei Annahmen zugrunde: Zum einen sollte die Widerstandskraft der Banken geprüft werden, wenn die gesamtwirtschaftliche Entwicklung drei Prozentpunkte von der Prognose der EU-Kommission für die nächsten zwei Jahre abweicht. Das ist ein Wachstum von einem Prozent in diesem und 1,7 Prozent im kommenden Jahr. Zweitens sollte die Auswirkung bei Staatsanleihen geprüft werden, wenn deren Kurse wie im Mai abstürzen.
Insgesamt wurden 91 europäische Banken untersucht, darunter 14 aus Deutschland. Diese 14 Institute bilden, gemessen an der Bilanzsumme, etwa 50 Prozent der deutschen Bankenbranche ab. Neben den Großbanken Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank und dem Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) wurden der Sparkassenfondsdienstleister Dekabank, die beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank sowie sieben Landesbanken unter die Lupe genommen. Als Wackelkandidaten gilt am Markt die verstaatlichte HRE.
Befürworter hoffen auf neues Vertrauen an den verunsicherten Märkten. In der Finanzkrise war das Misstrauen zeitweise so groß, dass sich Banken untereinander kaum noch Geld liehen und Notenbanken weltweit mit Milliardenspritzen den Geldmarkt vor dem Austrocknen retten mussten.
Die Gegner befürchten, die Märkte könnten auf bestimmte Ergebnisse überzogen reagieren. Sollte der Test einem Institut eine Schieflage attestieren -- wenngleich nur unter extremen Bedingungen - dürfte der Druck auf dieses Haus zunehmen, Kunden könnten massiv Gelder abziehen. Volkswirte mahnen, die Ergebnisse der Tests nicht überzubewerten. Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim hält die Aussagekraft der Tests für begrenzt: Ihre Erfinder könnten das Szenario sehr wohl so gestalten, dass ein bestimmtes Ergebnis herauskomme.
Am 1. Oktober 2009 veröffentlichte die europäische Bankenaufsicht CEBS ihren ersten großen Stresstest - jedoch nur als Zusammenfassung. Damals waren 22 große Banken in Europa untersucht worden. Zehn Institute mussten danach auf Anordnung von Finanzministerium und Notenbank ihre Kapitaldecke stärken.