Milliarden-Deal: Der reichste Mann Serbiens macht Kasse
Miroslav Miskovic verkauft sein Imperium, und die Politiker zittern.
Belgrad. Hinter den russischen Superreichen belegt er in europäischen Rankings stets einen der vorderen Plätze: Miroslav Miskovic, der mit Abstand reichste Mann in Serbien. Jetzt verkauft er sein Imperium.
Der "Delta Holding" des 65-Jährigen gehören Ländereien, ein Beinahe-Monopol im Lebensmittelhandel, Schlüsselunternehmen in den Branchen Mode, Auto, Chemie, Versicherungen, Immobilien und Tourismus.
25.000 Mitarbeiter erwirtschaften gigantische zehn Prozent des serbischen Bruttoinlandsproduktes. Allein die Einnahmen von dieser Firma werden im laufenden Jahr mit rund drei Milliarden Euro angegeben.
Jetzt soll der belgische Einzelhandelsriese Delhaize die Delta Holding übernehmen. Miskovic wolle alles verkaufen und das Geld ins Ausland verlagern, berichten Medien. Der bestreitet das und räumt nur ein, er wolle Teile seines Firmenreichs vergolden.
Offiziell begrüßt die serbische Regierung den geplanten Deal wegen der Steuereinnahmen. Doch heimische Experten verweisen darauf, dass der Staat leer ausgehen werde, weil die zentrale Miskovic-Firma "Hemslade" im Steuerparadies Zypern sitze. Schon beim Verkauf seiner "Delta Bank" vor fünf Jahren nach Italien seien die 350 Millionen Euro unbesteuert geblieben.
Die entscheidenden Anfänge des Miskovic-Konzerns weisen in die Ära des inzwischen gestorbenen Autokraten Slobodan Milosevic Anfang der 90er Jahre. In Zeiten von Handelssanktionen und Krieg soll "Hemslade" mitgeholfen haben, mehrere Milliarden Deutsche Mark aus dem Land nach Zypern zu schmuggeln, dokumentierten die Medien. Nachdem das kriegerische Milosevic-Regime durch einen Volksaufstand beendet wurde, arrangierte sich "Delta" mit den neuen demokratischen Machthabern.
Unter dem Schirm politischer Protektion wurde alles und jedes zu Spottpreisen gekauft. Beim Kauf des Belgrader Donauhafens etwa fiel Miskovic durch Korruption bei einem Kaufpreis von 50 Millionen Euro wertvollstes Bauland im Wert von einer Milliarde Euro in den Schoß.
Im Gegenzug hat Miskovic verdeckt praktisch alle Parteien großzügig finanziert, sagen selbst die staatlichen Antikorruptionsbehörden. Doch da die Justiz jahrelang Teil des Pakts zwischen Politik und Miskovic war, drohte keine Gefahr.
Jetzt müssen die Politiker um ihre Einnahmequellen zittern, sind Regierungskritiker sicher. Ein Insider hat in Belgrad anonym behauptet, Miskovic habe sein Unternehmensgeflecht systematisch ausgeplündert und jede Menge Immobilien und Bares im Ausland versteckt. Seine Firmen seien daher überschuldet und konkursreif.
Volkes Stimme spricht Klartext. "Miskovic verkauft alles, was er in Serbien geklaut hat", schrieben mehr als 1200 Bürger in dieser Woche dem Radio- und TV-Sender B92. Und: "Es gibt nichts mehr zu stehlen. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff".