Schlussrunde für die Karstadt-Rettung
Handel: Das Vermieterkonsortium Highstreet entscheidet am Mittwoch. Angeblich ist man mit dem Investor einig.
Essen. Die Rettung der Warenhauskette Karstadt geht in den Schlussspurt. Die Bank Goldman Sachs im Karstadt-Vermieterkonsortium Highstreet sieht eine Lösung für die Rettung des insolventen Warenhauskonzerns. "Wir haben den Weg zu einer Einigung frei gemacht", sagte der Europachef der US-Investment-Bank, Alexander Dibelius. Bevor das Essener Amtsgericht am 10.August über den Insolvenzplan entscheidet, müssen noch entscheidende Hürden genommen werden. Wir beantworten dazu die wichtigsten Fragen.
Das Konsortium oder besser gesagt der Immobilienfonds hat einen großen Gläubigerkreis, der unter einen Hut gebracht werden muss. Und nicht alle ziehen an einem Strang, wie etwa die Valovis Bank. Die frühere Karstadt Hypothekenbank, die einmal zum Arcandor-Konzern gehörte, hat schon bei der inzwischen abgewickelten Karstadt-Schwester Quelle eine Rolle gespielt. Bei Highstreet war sie Kreditgeber, als das Konsortium den Großteil der Karstadt-Immobilien kaufte. Als Sicherheit wurden ihr 53 Karstadt-Immobilien verpfändet. Jetzt sorgt sie sich im Zuge neuer Mietbedingungen um Wertverluste. Sie stimmt deshalb Lösungen nur zu, wenn Highstreet vorzeitig die geliehenen 850 Millionen Euro zurückzahlt oder andere Sicherheiten gegeben werden.
Der Käufer von Karstadt, der amerikanisch-schweizerische Investor Berggruen, hat im Kaufvertrag Bedingungen gestellt. Sie umfassen Mietminderungen und die Aufteilung des Unternehmens in die drei Bereiche Premiumkaufhäuser, Sporthäuser und übrige Kaufhäuser. Für Letzteres hat bereits die Gewerkschaft Verdi grünes Licht gegeben.
Zunächst muss der Vermieter der Karstadt-Häuser, das Konsortium Highstreet, zustimmen. Highstreet besitzt 86 der 120 Karstadt-Häuser und ist einer der Hauptgläubiger. Das Konsortium hatte seinerzeit viel Geld für die Immobilien bezahlt und ist deshalb nur bedingt zu Zugeständnissen bereit. Erst wenn das Konsortium und seine Gläubiger mit Berggruen einig sind, kann der Kaufvertrag in Kraft treten. Am Ende muss das Insolvenzgericht prüfen, ob alle Bedingungen erfüllt sind und den Insolvenzplan in Kraft setzen.
Highstreet müsste sich einen neuen Kreditgeber besorgen. Die am Konsortium beteiligten Banken Deutsche Bank und Goldman Sachs haben bislang keine Bereitschaft signalisiert. Auch Milliardär Nicolas Berggruen zeigt kein Interesse. Am Mittwoch wollen sich alle Highstreet-Beteiligten in London treffen, um über eine Gesamtlösung abzustimmen.
Dann droht Karstadt die Zerschlagung. Gibt es keinen Gesamtkäufer, müsste der Insolvenzverwalter einzelne Häuser oder Kontingente verkaufen. Der Konkurrent Kaufhof hatte wiederholt Interesse an rund der Hälfte der Häuser bekundet - den lukrativen. Einige Branchenbeobachter halten ein Zusammengehen der beiden großen Warenhausketten ohnehin für sinnvoll. Die weniger rentablen Karstadt-Häuser wären allerdings schwerer zu verkaufen. Nicht alle 25000 Beschäftigten kämen unter.
Die Fristen wurden schon mehrfach verlängert. Es ist nicht auszuschließen, dass der 10. August nicht das letzte Wort ist. Dann könnte weiter verhandelt werden.