Autofahrern drohen CO2-Zusatzkosten

Berlin/Frankfurt (dpa) - Die Autofahrer in Deutschland könnten nach einem Zeitungsbericht angesichts der schärferen europäischen Vorgaben zum CO2-Ausstoß mit neuen Kosten belastet werden.

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Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ gibt es in der Autoindustrie neue Überlegungen, den Straßenverkehr - ähnlich wie etwa die Betreiber von Kohlekraftwerken - in den Handel mit Verschmutzungsrechten für das Treibhausgas einzubinden. Eine Folge könne unter anderem teurerer Sprit sein, wenn auch Mineralölunternehmen CO2-Zertifikate kaufen müssten und die Mehrkosten auf die Benzinpreise aufschlagen würden.

Grund für die Vorschläge sind laut den Angaben die immer schwieriger zu erreichenden CO2-Reduktionsziele in der EU. Ab 2020 dürfen 95 Prozent der Neuwagen nicht mehr als 95 Gramm des Gases pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Ab 2021 gilt der Grenzwert für alle Autos. Ein entsprechendes Gesetz hatten die EU-Staaten im März beschlossen. Für die Folgejahre werden noch schärfere Regeln erwartet. „Der Zeitpunkt, darüber zu reden, ist jetzt, weil die Europäische Kommission sich daran macht, die Regulierung vorzubereiten“, sagte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im Gespräch mit der Zeitung.

Bei den derzeit laufenden Beratungen innerhalb des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sollen einige Hersteller bereits höhere Kosten für Autofahrer erwägen, schreibt das Blatt. Die Gespräche sollen bis Anfang Oktober beendet werden. Der VDA war am Sonntag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Opel-Chef Neumann plädierte für einen Einschluss des Mineralölsektors in den Emissionshandel: „Verbrauche ich CO2, muss ich dafür Zertifikate kaufen - eine simple und effektive Regulierung, die sich auch für Kraftstoffe aufdrängt.“

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zeigte sich überrascht von den Plänen. „So etwas wurde zwar schon einmal vor Jahren vorgeschlagen. Aber gerade die deutsche Autoindustrie hat sich bisher immer gegen das Wort Emissionshandel gesträubt“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Idee zeige, dass die Branche bei ihren eigenen Sparzielen nicht so rasch vorankomme wie nötig. Trotz besserer Umwelttechnik würden beispielsweise immer mehr Geländewagen verkauft, während es Elektro- und Hybridautos in Deutschland weiterhin schwer hätten.

„Die Erfolgschancen, Emissionshandel bei Kraftstoffen durchzusetzen, halte ich für relativ gering“, meinte Dudenhöffer. Dies könne nur im europäischen Rahmen gelingen. Der Bundesverband Emissionshandel und Klimaschutz schlägt laut dem Zeitungsbericht vor, Erlöse aus Versteigerungen von Verschmutzungsrechten künftig etwa über Steuergutschriften an die Bevölkerung zu verteilen. So lasse sich die Belastung für die Verbraucher im Fall einer Umsetzung begrenzen.

Während die Geschäftsaussichten für die deutschen Autobauer wegen der zahlreichen internationalen Krisen und harter Preiskämpfe unsicherer werden, läuft der deutsche Lastwagen-Markt nach VDA-Angaben 2014 besser als erhofft. Das Absatzplus von neun Prozent in den ersten sieben Monaten sei höher als erwartet, sagte Präsident Matthias Wissmann der „Börsen-Zeitung“ (Samstag). „Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Wachstum von vier Prozent auf gut 83 000 schwere Lkw.“ Damit äußerte sich Wissmann etwas optimistischer als zuletzt. Im Juli hatte er ein leichtes Plus auf 81 000 Stück in Aussicht gestellt.