Karstadt: Warnung vor hohen Kosten bei Hausschließungen
Berlin/Essen (dpa) - Karstadt-Aufsichtsratsmitglied Arno Peukes von der Gewerkschaft Verdi hat vor hohen Kosten bei einer harten Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette gewarnt.
„Ein Haus zu schließen, kostet viel Geld. 10 bis 15 Millionen Euro allein für Sozial- und fortlaufende Immobilienverträge“, sagte der Verdi-Handelsexperte dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag).
Das summiere sich bei 20 bis 30 Häusern mindestens auf 300 Millionen Euro. „Dieses Geld steckt man besser in die Erhaltung der Standorte, statt Tausende Arbeitsplätze zu vernichten.“
Peukes ist Leiter des Fachbereichs Einzelhandel bei Verdi in Hamburg. Er ist einer von drei Vertretern der Gewerkschaft im 20-köpfigen Karstadt-Kontrollgremium. An diesem Donnerstag tagt der Aufsichtsrat des Traditionsunternehmens zum ersten Mal nach dem überraschenden Einstieg des Tiroler Immobilieninvestors René Benko.
Umfangreiche Filialschließungen werde er nicht akzeptieren, sagte Peukes: „Wehrlos werden weder Verdi noch der Betriebsrat einen Kahlschlag hinnehmen.“ Er forderte mehr Gestaltungsspielraum für die einzelnen Filialleitungen. „Es hat dem Konzern nicht gut getan, dass fast alles von der Zentrale in Essen aus gesteuert wurde.“ Die jeweiligen Häuserchefs bräuchten mehr Entscheidungsbefugnisse.
Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ sind im Zuge eines neuen Sanierungskonzepts bis zu 30 der 83 Filialen von der Schließung bedroht. Betroffen davon seien 3000 bis 4000 der insgesamt 17 000 Mitarbeiter, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Insider.
Zuletzt hatte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl Mitte Juli in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt, dass bis zu ein Viertel der derzeit 83 Karstadt-Filialen dem Unternehmen Sorgen bereiten und vor der Schließung stehen könnten.
Der neue Aufsichtsrat wird laut „Bild am Sonntag“ am Donnerstag erste Details der Sanierungspläne vorlegen. Eine endgültige Entscheidung über Schließungen werde es dann allerdings wohl noch nicht geben. Noch im Herbst 2014 solle ein neuer Karstadt-Chef den angeschlagenen Warenhauskonzern übernehmen und den Umbau bis spätestens 2017 umsetzen, damit der „Rest-Konzern“ gerettet werden könne.