Autoindustrie nach Rekordjahr skeptischer für 2012

München/Stuttgart (dpa) - Daimler hat das beste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Auch Volkswagen, BMW oder Audi werden in den kommenden Wochen glänzende Bilanzen für 2011 vorlegen und beeindruckende Gewinne vermelden.

Zwar sind sich die Hersteller bisher einig, dass auch 2012 ein gutes Autojahr werden wird. Doch die atemberaubende Dynamik des vergangenen Jahres dürfte angesichts trüberer Aussichten für die Konjunktur und der ungelösten Schuldenkrise merklich nachlassen. Daimler-Chef Dieter Zetsche erwartet für seinen Konzern ein „Übergangsjahr“, wie der Manager am Donnerstag in Stuttgart sagte.

Vor allem der schwächelnde europäische Markt wird 2012 einer Prognose zufolge die weltweite Autokonjunktur deutlich abbremsen. Bei einem für das laufende Jahr erwarteten weltweiten Wachstum des Automarkts von 2,1 Prozent werde in Europa mit einem Minus von 4,6 Prozent gerechnet, heißt es in einer Studie des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. „Das Wachstum kommt aus den USA und Asien“, sagte Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer auf einem Symposium. Das Institut geht für 2012 von einem Absatz von weltweit 63 Millionen Pkw aus, davon knapp 13 Millionen in Europa.

Daimler-Rivale Audi bekam die Folgen dieser Entwicklung schon zu spüren und erwischte wegen einbrechender Verkäufe in Europa sogar einen vergleichsweise schwachen Start ins Jahr. Zwar verhalf das schmale Plus von 0,8 Prozent weltweit der VW-Tochter erneut zu einem Januarrekord. Verglichen mit BMW und Daimler, die mit Zuwächsen von 6,6 und 5,8 Prozent ebenfalls neue Bestmarken setzten, blieb Audi zurück. Während es in China oder den USA weiter steil bergauf ging, schrumpfte der Absatz in Europa um 13 Prozent. Am deutlichsten brach der Audi-Absatz in Spanien (-38,1) und in Italien (-27,6) ein.

Doch Audi bleibt zuversichtlich: „Auch wenn der Gegenwind in einigen europäischen Märkten zuletzt spürbar stärker geworden ist, stehen die Zeichen für Audi weiter auf Wachstum“, sagte Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer. Vor allem der Anlauf neuer Modelle und die hohe Zahl an Bestellungen stimmten den Vertriebschef optimistisch. BMW etwa konnte im Januar in Italien deutlich zulegen und ein Plus von 12,4 Prozent verbuchen. Doch insgesamt sind die Aussichten für Europa nicht eben prickelnd. Auch deshalb sind viele Manager eher vorsichtig, zu viele Unwägbarkeiten liegen vor ihnen.

Ein Grund sei die Schuldenkrise, schreibt Dudenhöffer. Auf dem deutschen Markt rechnet der Automobilexperte für 2012 mit einem Absatzminus um 2,3 Prozent auf rund 3,1 Millionen Pkw. Einen deutlich höheren Rückgang erwartet er vor allem in Frankreich mit einem Minus von 7 Prozent auf rund zwei Millionen Pkw. Auch in Italien und Spanien sollen die Märkte um 2,7 beziehungsweise 3,5 Prozent weiter schrumpfen. In den USA, Japan und auch in Indien rechnet der Experte dagegen mit einem Plus von je sechs Prozent, in China mit fünf Prozent. Das dürften den deutschen Herstellern das Jahr retten. 2013 soll laut Dudenhöffer dann auch in Europa wieder besser werden: „Wir glauben, dass es 2012 gelingt, die Krise beherrschbar zu machen.“