Autonomes Fahren in NRW bleibt Vision

Auf Teststrecken sollen Praxiserfahrungen für das autonome Fahren gesammelt werden. Derzeit mangelt es an der nötigen Infrastruktur.

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Düsseldorf. Die TV-Serie „Knight Rider“ hat es in den 1980ern vorgemacht: Zwischen Darsteller David Hasselhoff und seinem Sportwagen, einem schwarzen Pontiac Firebird, herrschte pure Harmonie. Autonom fuhr der Bolide namens „K.I.T.T.“ seinen Besitzer Michael Knight sicher durch den Verkehr. Beide kommunizierten miteinander auf Augenhöhe. Dieses Science-Fiction-Szenario soll sich eines Tages auch zwischen Fahrern und Autos auf NRW’s Straßen abspielen.

Doch bis Autonomes Fahren zum Massenphänomen zwischen Rhein und Ruhr aufsteigt, werden voraussichtlich nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte vergehen. Diese Botschaft sendeten vier Experten beim Mobilitätsforum der FDP-Landtagsfraktion. Im Plenarsaal des Landtages sprachen Verkehrsexperte Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen, CEO Ford Deutschland Gunnar Herrmann, CEO Cisco Deutschland Oliver Tuszik und CEO UPS Deutschland Frank Sportolari über Chancen und Herausforderungen des Autonomen Fahrens. Auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) war gekommen, um seine Sicht der Dinge zu schildern.

„Autonomes Fahren ist eine riesige Chance für den ÖPNV — gerade in den ländlichen Regionen“, erklärte der Minister. „Sie müssen einmal überlegen, was möglich wird, wenn nicht mehr Zwei-Drittel Personalkosten anfallen.“ Wüst erhofft sich vom Autonomen Fahren aber auch neue Arbeitsplätze.

Auf Teststrecken wie in Düsseldorf, die ab Juli genutzt wird, sollen Erfahrungen mit automatisierten und vernetzten Autos gesammelt werden. „Wir wollen in absehbarer Zeit in NRW vollständig automatisiertes Fahren ermöglichen.“ Bis dahin brauche die künstliche Intelligenz der Fahrzeuge „Futter“ und müsse „Meilen machen“. Professor Michael Schreckenberg begrüßt die Diskussion über die Mobilität der Zukunft, auch aufgrund des massiven Stau-Aufkommens. Bei der Frage „Autonomes Fahren — Ja oder Nein?“ müssten alle Verantwortlichen sich die Frage stellen, ob die Gesellschaft dazu bereit ist, dass das Fahrzeug die komplette Kontrolle während der Fahrt übernimmt und der eigentliche Fahrer zum Passagier mutiert.

Ob Park- oder Spurassistent, bereits jetzt profitieren viele Fahrer von einer teilweisen Automatisierung des Fahrvorgangs. Dennoch formulierte Schreckenberg zum Schluss seines kritischen Vortrags die These: „Autonome Fahrzeuge sind ein Unsicherheitsfaktor und hemmen den Verkehr. Die Mischung mit menschlichen Fahrern ist das Problem.“

Größter Knackpunkt sei der flächendeckende Mangel an schnellem Internet in Nordrhein-Westfalen. „Ein autonom fahrendes Auto produziert ein Gigabyte Daten pro Minute“, sagt Oliver Tuszik. Diese müssten in sekundenschnelle verarbeitet werden, um Autonomes Fahren zu garantieren. Voraussetzung: Top-Empfang in jeder Ecke Deutschlands. „Und das rechnet sich so schnell nicht.“ Gunnar Herrmann schwärmte von der Technik, die Konkurrent Tesla in seinen Autonomen Fahrzeugen verarbeitet. „Ich bin jedoch froh, dass Elon Musk noch nicht weiß, wie er Autos bauen soll.“

Er kritisierte, dass Autonomes Fahren und Elektro-Antrieb immer im gleichen Atemzug genannt würden. „Wenn Sie beide Sachen miteinander kombinieren, geht ihre Reichweite zurück auf 100 Kilometer, weil es derzeit keine Batteriegrößen gibt, die die Energie liefern, um das System des Autonomen Fahrens aufrechtzuerhalten.“ Er glaube nicht an einen Mischverkehr mit autonom und menschlich gesteuerten Fahrzeugen. „Es müssten ab einem gewissen Zeitpunkt Fahrzeuge ausgeschlossen werden, die manuell betrieben werden, sonst wird es zu kompliziert.“