Axel Weber soll größte Schweizer Bank UBS führen
Zürich/Frankfurt (dpa) - Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber zieht es überraschend in die Schweiz. Der 54-Jährige soll künftig die nach der Finanzkrise wieder erstarkte größte Schweizer Bank UBS führen.
Die Topposition sei 2013 für ihn vorgesehen, teilte die UBS am Freitag mit. Damit ist Weber für den Deutsche-Bank-Chefposten als Nachfolger von Josef Ackermann aus dem Rennen. Die Deutsche Bank sucht seit Monaten nach einem künftigen Chef, Weber galt als aussichtsreicher Kandidat.
Die Schweizer versüßen Webers Schritt durch ein Millionengehalt, das die UBS dem Vernehmen nach auf Wunsch des Deutschen offenlegte. Weber wird mehr verdienen als sein Vorgänger Kaspar Villiger. Sein Gehalt soll sich auf zwei Millionen Franken (derzeit 1,6 Mio Euro) im Jahr sowie 200 000 gesperrte UBS-Aktien belaufen. Wird Weber im Mai 2012 in den Verwaltungsrat gewählt, soll er zudem eine Einmalzahlung von zwei Millionen Franken und 200 000 Aktien erhalten. Als Vizepräsident bekommt Weber 1,5 Millionen Franken sowie 150 000 Aktien. Alle Aktien sind zunächst für vier Jahre gesperrt. Zurzeit ist die UBS-Aktie 15,40 Franken wert.
Die UBS gehört in Europa zu den Banken, die am schwersten von der Finanzkrise getroffen wurden. Sie musste vom Steuerzahler mit 60 Milliarden Franken gestützt werden, fährt aber wieder Milliarden Gewinne ein. Für den attraktivsten Posten der Eidgenossen war selbst der Schweizer Ackermann im Gespräch.
Der UBS-Verwaltungsrat soll der Generalversammlung im Mai 2012 vorschlagen, Weber in den Verwaltungsrat zu wählen, erklärte die UBS. Weber werde dann vollamtlicher Vizepräsident. Nach dem ersten Amtsjahr solle er im Jahr 2013 die Nachfolge von Villiger antreten.
Die renommierte „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtete, Villiger habe sich im Mai mit Weber getroffen, wobei die Nachfolge des Krisenmanagers Villiger Thema geworden sei. „Weber wurde nach seiner Bekanntgabe im Februar, als Präsident der Bundesbank zurückzutreten, geradezu mit Angeboten überhäuft - als sich die Chance bot, hat sie die Bank sofort gepackt“, berichtete ein Insider der Zeitung. Dies sei ein „Glücksfall für die UBS“.
Weber, der stets für die Stabilität des Euro eintrat, hatte am 30. April sein Amt als Bundesbankpräsident überraschend ein Jahr früher als vertraglich vorgesehen abgegeben. Nach Streit mit EZB-Präsident Jean-Claude Trichet über den Ankauf von Staatsanleihen von Euro-Krisenländern warf er das Handtuch. Weber galt als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Trichets.
Die Bundesbank prüfe den geplanten Wechsel, teilte die Notenbank in Frankfurt mit. Der Vorstand werde sich voraussichtlich in seiner Sitzung am 12. Juli mit dem Thema befassen. „Eine solche Zustimmung ist nach seinem mit der Deutschen Bundesbank geschlossenen Vertrag erforderlich.“ Denn Notenbanker haben nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt eine einjährige Schamfrist einzuhalten, bevor sie einen neuen Posten übernehmen. Das ist im „Verhaltenskodex für die Mitglieder des EZB-Rates“ geregelt - als Bundesbankpräsident vertrat Weber Deutschland im Führungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB).
„Die Mitglieder des EZB-Rates vermeiden während des ersten Jahres nach Beendigung ihrer Pflichten weiterhin alle Interessenkonflikte, die aus neuen privaten oder beruflichen Tätigkeiten erwachsen können. Bevor sie sich zur Aufnahme solcher Tätigkeiten verpflichten, unterrichten sie insbesondere die Mitglieder des EZB-Rates schriftlich über ihre diesbezüglichen Vorhaben und holen deren Rat ein.“
Der UBS-Verwaltungsrat in der Schweiz ist dem deutschen Aufsichtsrat ähnlich, allerdings mit weit größeren Kompetenzen. Er führt die Geschäfte der Aktiengesellschaft und ist somit nicht nur Aufsichtsorgan. Weber wäre der erste Deutsche an der Spitze der UBS und der mächtigste Bankenchef der Schweiz - vergleichbar mit der heutigen Rolle Ackermanns bei der Deutschen Bank.
Derzeit wird die UBS vom ehemaligen Schweizer Finanzminister Villiger geleitet. Ihm zur Seite steht der deutsche Vorstandschef Oswald Grübel, der für das Tagesgeschäft zuständig ist.