Bahn bekommt neue Konkurrenz auf der Fernstrecke
Köln/Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn bekommt voraussichtlich weitere Konkurrenz auf der Fernstrecke. Das Kölner Unternehmen MSM will ab dem frühen Herbst Züge von Köln nach Berlin und Hamburg schicken.
Die ersten Trassenzusagen von der für die Vergabe zuständigen Bahn-Tochter DB Netz lägen vor, sagte MSM-Chef Niko Maedge am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Er bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Financial Times Deutschland“ (Freitag).
Während die Bahn im Regionalverkehr schon seit längerem private Konkurrenten hat, ist die Fernstrecke bisher noch nahezu ihr Monopol. Der Konzern ließ sich am Freitag nicht aus der Ruhe bringen. „Wir sind da gelassen“, sagte ein Sprecher. „Wir haben in den letzten Jahren schon gezeigt, dass wir mit Wettbewerb gut umgehen können.“
MSM will zunächst zwei Verbindungen täglich anbieten - jeweils hin und zurück. Der Zug starte in Köln und werde in Hannover geteilt, ein Zugteil fahre dann weiter nach Berlin, der andere nach Hamburg.
Der Einstiegspreis solle bei 19,90 Euro liegen, aber das Preissystem werde flexibel sein, ähnlich wie bei Billigfliegern: Bei stärker gefragten Zügen und kurzfristigen Buchungen sind die Fahrkarten teurer. „Das wäre wirtschaftlich sonst nicht machbar“, sagte Maedge. „Es werden aber auf jeden Fall attraktive Preise im zweistelligen Bereich sein.“
Die Züge sollten reservierungspflichtig sein - ohne zusätzliche Reservierungsgebühr. „Wir wollen eine Sitzplatzgarantie geben und komfortables Reisen ermöglichen“, sagte Maedge. Die Fahrtzeiten würden variieren, aber deutlich unter fünf Stunden liegen. In den Zügen werde MSM auch einen gastronomischen Service anbieten.
MSM organisiert bisher Bahnreisen, zum Beispiel mit Party- oder Sonderzügen. Dass das Unternehmen nun ins Fernstrecken-Geschäft einsteigen wolle, habe sich aus einer längeren Marktbeobachtung und steigender Nachfrage von Kunden ergeben. „Wir sehen da durchaus Potenzial, der Markt ist da“, sagte Maedge. Einen finanziellen Gewinn erwartet er im Anfangsstadium noch nicht: „In den ersten zwei bis drei Jahren müssen wir sehen, dass wir eine Null schreiben. Alles andere wäre unrealistisch.“
Die Kölner würden die Bahn auf einer ihrer Topstrecken angreifen. Konkurrenz im Fernverkehr hat der Konzern bislang nur auf der Strecke Leipzig-Berlin-Rostock. Dort fahren seit zehn Jahren InterConnex-Züge der Ostseeland Verkehr GmbH, einer Tochter des französichen Veolia-Konzerns. Sie sind zwei Mal täglich mit Einstiegspreisen von 14 Euro zwischen Berlin und Leipzig und einmal täglich zwischen der Hauptstadt und Rostock/Warnemünde unterwegs.
Auf die Strecke Hamburg-Köln hat es auch die Hamburg-Köln-Express GmbH (HKX) abgesehen. Es hatte den Start immer wieder aufgeschoben und nannte auch am Freitag keinen Termin.