Bahn-Bilanz mit Licht und Schatten
Berlin (dpa) - Mit ICE und Intercity der Deutschen Bahn sind im ersten Halbjahr so viele Fahrgäste gefahren wie noch nie. Die Zwischenbilanz des Konzerns nach den ersten sechs Monaten fällt aber insgesamt gemischt aus.
Die Bahn steigerte ihren Gewinn deutlich, der Umsatz stagnierte hingegegen. Die Quote pünktlicher Züge im Fernverkehr solle noch 2016 auf über 80 Prozent steigen, kündigte Vorstandschef Rüdiger Grube am Mittwoch in Berlin an. Im ersten Halbjahr lag sie wegen vieler Baustellen nur bei 78,4 Prozent.
Mehr Personal soll nach den jüngsten Gewalttaten in Bayern die Sicherheit in Zügen und auf Bahnhöfen erhöhen. Die Zahl der Sicherheitsleute wird in den nächsten Jahren um etwa 500 auf 4200 aufgestockt. Einer der Angriffe, eine Attacke mit einer Axt, hatte sich in einem Zug bei Würzburg ereignet. Derzeit sind etwa 3700 Bahn-Sicherheitsleute und 5000 Beamte der Bundespolizei im Einsatz.
Dem bundeseigenen Unternehmen machte im ersten Halbjahr der Wettbewerb sowohl im Personen- wie im Güterverkehr zu schaffen, wie Bahnchef Grube sagte. Gut lief das Geschäft mit dem Schienennetz und bei der Tochter DB Arriva, die im europäischen Ausland Busse und Bahnen betreibt. Die kriselnde Güterbahn DB Cargo büßte im ersten Halbjahr Umsatz ein, konnte aber ihren Verlust verringern.
Der Konzern steigerte den Umsatz in den ersten sechs Monaten insgesamt um 0,2 Prozent auf 20,03 Milliarden Euro. Unterm Strich lag der Gewinn bei 603 Millionen Euro nach 391 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Im Fernverkehr mit ICE und Intercity stieg die Zahl der Fahrten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 um 10,6 Prozent auf 66,7 Millionen. Grube sprach von „ersten wirtschaftlichen Erfolgen“ des vor einem Jahr begonnenen Konzernumbaus. Zur Rekord-Fahrtenzahl trug nach Bahnangaben bei, dass seit dem Winter die Neubaustrecke Erfurt-Halle/Leipzig in Betrieb ist. Zudem wurden mehr Fahrkarten mit Sonderangeboten verkauft: 2,3 Millionen „Sparpreis“-Tickets waren es im ersten Halbjahr, knapp sechs Prozent aller Fahrscheine, wie Grube sagte. Anders als im Vorjahr gab es keinen Streik.
Der Umsatz im Fernverkehr wuchs um 90 Millionen Euro oder 4,7 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit, ohne Sonderfaktoren) sank jedoch um 3 Millionen Euro oder 5,3 Prozent auf 54 Millionen Euro. Finanzvorstand Richard Lutz begründete dies mit steigenden Kosten bei Bahnstrom, Personal und Trassengebühren. Im Regionalverkehr verlor die Bahn weiter Marktanteile: Dort sank ihre Verkehrsleistung um 3,3 Prozent. Der Umsatz blieb stabil, das Betriebsergebnis ging um 4,0 Prozent zurück.
Die Auslandstochter DB Arriva, die mit Bussen oder Bahnen in 14 europäischen Ländern unterwegs ist, steigerte ihre Fahrgastzahlen um 4,9 Prozent. Deren Börsengang ist weiterhin geplant, nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU könnte das aber schwieriger werden. Für eine Aussage dazu sei es „noch zu früh“, betonte Grube. „Klar ist aber: Wir werden nichts Unvernünftiges tun. Wir werden keine Werte vernichten.“ Ende des Jahres will der Vorstand dem Aufsichtsrat ein Konzept für einer Minderheitsbeteiligung an den Töchtern DB Arriva und DB Schenker vorlegen.