Bahn langt im Winter bei den Preisen kräftig zu

Berlin (dpa) - Zugfahren wird von diesem Sonntag an wieder erheblich teurer. Mit dem Wechsel zum Winterfahrplan erhöht die Bahn ihre Ticketpreise kräftig. Im Fernverkehr wird im Schnitt 3,9 Prozent mehr verlangt, im Nahverkehr 2,7 Prozent.

Der bundeseigene Konzern begründet die Preisanhebungen mit steigenden Kosten für Personal und Energie. Doch ob die noch vom letzten Winterchaos gebeutelten Bahnreisenden künftig auch mit besserem Service rechnen können, ist unklar. Zwar hat sich das Unternehmen für den Winter gewappnet und dafür sogar gut 70 Millionen Euro zusätzlich investiert. Doch bei extremem Wetter werden Verkehrseinschränkungen nicht ausgeschlossen.

Im vergangenen Winter hatte die Bahn noch auf unpopuläre Preiserhöhungen zumindest im Fernverkehr verzichtet. Bahnchef Rüdiger Grube wollte da bei verärgerten Fahrgästen gut Wetter machen. Teurere Tickets wären angesichts massiver Verspätungen wegen zugewehter Weichen, vereister Oberleitungen oder zugefrorener Zugtüren nicht gut angekommen. In diesem Jahr gab es, dem viel zu milden November sei dank, derartige Probleme noch nicht. Die Bahn hat sich aber gerüstet. Allein für die Schneeräumung stehen mit 16 000 Mitarbeitern doppelt so viele Einsatzkräfte bereit wie im Vorjahr. Auch die Schneeräumflotte wurde um ein Fünftel aufgestockt. Außerdem wurden knapp 700 neue Heizungen an den Weichen eingebaut.

Ob diese Maßnahmen neues Chaos bei Eis und Schnee verhindern können, bleibt abzuwarten. Das gravierendste Problem sei das Schienennetz, außerdem fehle es der Bahn an Zugreserven, schimpft der Fahrgastverband Pro Bahn. Der Konzern selbst verweist schon länger darauf, dass ihm im täglichen Betrieb bis zu 18 ICE-Züge fehlen. „Bahnchef Grube ist nur anzurechnen, dass er die Probleme ehrlich zugibt“, betont Hartmut Buyken von Pro Bahn. Nicht nachzuvollziehen seien aber die saftigen Preiserhöhungen. Man könne für weiter fehlende Qualität doch nicht mehr verlangen. So gebe es immer wieder defekte Toiletten, ausgefallene Speisewagen und im IC-Verkehr fehlten Wagen, weil sie defekt sind.

Auch nach Einschätzung anderer Fahrgastverbände könnte die Bahn gestiegene Kosten ohne weiteres durch ihre Mehreinnahmen kompensieren statt die zuletzt zugewonnenen Fahrgäste mit höheren Ticketpreisen zu verprellen. Die Bahn sei auf der Erfolgsspur und habe den höchsten Halbjahresumsatz in ihrer Geschichte vermeldet, heißt es beim ökologischen Verkehrsclub VCD.

Die Bahn langt im Fernverkehr kräftig zu. Hier erhöht sich beispielsweise der Preis für eine Strecke von Berlin nach Freiburg ab Sonntag von 129 auf 135 Euro. Im Nahverkehr wird unter anderem das Schöne-Wochenende-Ticket einen Euro teurer.

Zudem geht die Umstellung bei den Länder-Tickets weiter. Teilweise gilt deren Preis nicht mehr pauschal für fünf Personen. In Baden-Württemberg etwa muss künftig der erste Reisende 21 Euro zahlen, für bis zu vier erlaubte Mitreisende auf dem Ticket werden jeweils vier weitere Euro fällig. Das gleiche System gilt künftig auch für das Länderticket in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Hier beträgt die Zuzahlung zu den 21 Euro jeweils 3 Euro.

Erheblich teurer werden auch die Sitzplatzreservierungen. Sie kosten künftig in der 1. und 2. Klasse einheitlich 4 Euro, egal, ob man online, am Automaten oder im Reisezentrum bucht. Tiefer in die Tasche greifen müssen die Kunden auch für die Bahncards. Nach drei Jahren Preisstabilität kostet die Bahncard 25 in der 2. Klasse künftig 59 Euro und damit zwei Euro mehr als bisher. Für die Bahncard 50 müssen 10 Euro mehr berappt werden. Sie kostet dann 240 Euro. Für die ermäßigte Bahncard 50 verlangt die Bahn statt 118 nun 122 Euro.

Unangetastet bleiben hingegen die Sparpreise im Fernverkehr. Auch künftig werden einfache Fahrten im ICE oder Intercity/Eurocity ab 29 Euro in der 2. Klasse und 49 Euro in der 1. Klasse angeboten. Tickets für Kurzstrecken gibt es weiterhin schon ab 19 Euro.