Devisen: EZB-Absage an erweiterte Bond-Käufe schickt Euro auf Talfahrt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Donnerstag mit kräftigenVerlusten auf die Weigerung der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert, ihrAnleihekaufprogramm massiv auszuweiten. Der gesamte Handelstag stehe im Zeichenvon EZB-Sitzung und EU-Krisengipfel, sagten Experten.
Am späten Nachmittagrutschte die Gemeinschaftswährung auf zuletzt 1,3310 US-Dollar ab. Nach demZinsentscheid war sie zwischenzeitlich noch bis auf 1,3459 Dollar geklettert.Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,3410 (Mittwoch: 1,3377) Dollarfestgesetzt.
Nachdem es am Vormittag kaum Bewegung am Devisenmarkt gegeben hatte, fielendie Reaktionen nach der EZB-Zinssitzung umso heftiger aus. Zunächst honoriertenAnleger die erwartungsgemäße Zinssenkung der Notenbank um 25 Basispunkte auf 1,0Prozent sowie die Ankündigung neuer Hilfsmaßnahmen für die angeschlagenen Bankenim Währungsraum. Als EZB-Chef Mario Draghi im Anschluss an die Zinsentscheidungjedoch sagte, die Notenbank lehne eine Ausweitung ihres Ankaufprogramms fürAnleihen von Krisenstaaten ab, ging der Euro auf Talfahrt.
Experte Holger Schmieding kann die Enttäuschung der Marktteilnehmernachvollziehen. Die EZB liefere zwar maximale Unterstützung für dieGeschäftsbanken der Eurozone, sage aber zu fast allen Forderungen hinsichtlicheines erweiterten Einsatzes zugunsten von Krisenstaaten "Nein", resümiert derChefvolkswirt der Berenberg Bank. Vor dem mit Spannung erwarteten zweitägigenEU-Krisengipfel zur Schuldenkrise, der am Abend in Brüssel startet, sei dieskein besonders glücklicher Auftakt. "Vielleicht muss sich die Krise noch weiterzuspitzen, bevor die EZB realisiert, dass sie der Gefahr eines deflationärenKollaps entschiedener entgegentreten muss", so Schmieding weiter.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einenEuro auf 0,85280 (0,85745) britische Pfund , 103,72 (103,99)japanische Yen und 1,2373 (1,2413) Schweizer Franken