Bank of America droht massiver Jobabbau

Charlotte/New York (dpa) - Die Beschäftigten des größten US-Kreditinstituts Bank of America müssen zittern: Wenn sich bewahrheitet, was örtliche Medien berichten, dann verlieren bis zu 40 000 in nächster Zeit ihren Job.

Das wären mehr als in der Finanzkrise.

Vollkommen überraschend käme der Kahlschlag allerdings nicht: Die einst so stolze Bank muss sich mit säumigen Schuldnern und Milliardenklagen wegen angeblicher Hypotheken-Betrügereien herumschlagen. Im ersten Halbjahr türmten sich die Verluste auf 7,4 Milliarden Dollar auf (5,4 Mrd Euro).

Um das Überleben des Finanzriesen zu sichern, hat Bankchef Brian Moynihan einen massiven Umbau angestoßen, das sogenannte „Project New BAC“. Erst am Dienstag feuerte er zwei hochrangige Manager, darunter eine der wenigen Frauen in Spitzenpositionen an der Wall Street: Sallie Krawcheck. Sie galt selbst als Anwärterin auf den Chefposten. Nun schrieb das „Wall Street Journal“ am Freitag unter Berufung auf eingeweihte Personen, insgesamt könnten bis zu 40 000 Stellen wegfallen. Die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg schrieb von annähernd 30 000 gefährdeten Jobs. Die Bank selbst äußerte sich nicht dazu.

Die Zahlen sind wesentlich höher als bislang angenommen. Allerdings sind sie, auch das betonen beide Medien, noch nicht endgültig. Bankchef Moynihan könnte aber schon in der kommenden Woche für Klarheit sorgen, wenn er auf einer Bankenkonferenz in New York seine Sparpläne umreißt. Dass kräftig gespart werden muss, hatte er bereits klargestellt und auch erste Filialen dichtgemacht. Alleine seit Jahresbeginn fielen mehr als 100 Standorte weg. Mit rund 5700 Filialen unterhält die Bank of America aber immer noch eines der dichtesten Netze in den USA.

Bei der Bank of America arbeiten insgesamt 288 000 Menschen. Das Geldhaus, das eher untypisch in Charlotte in North Carolina sitzt, ist nach Vermögenswerten die Nummer eins der USA knapp vor JPMorgan Chase. Allerdings ist der Rivale wesentlich profitabler. Die Bank of America hatte sich in der Finanzkrise mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide verhoben und musste vom Staat mit satten 45 Milliarden Dollar gestützt werden. Seitdem ist die Bank of America nie wieder richtig auf die Beine gekommen.

Vor allem die Übernahme von Countrywide hat sich im Nachhinein als fataler Fehler erwiesen. Der einst größte Hausfinanzierer der USA hatte selbst jenen noch Geld geliehen, die eigentlich viel zu wenig Einkommen hatten, um sich die eigenen vier Wände leisten zu können. Als die US-Wirtschaft in die Krise geriet und Hunderttausende ihren Job verloren, waren diese Schuldner die ersten, die nicht mehr zahlen konnten. Erschwerend kam hinzu, dass Countrywide diese Kredite zu Hypothekenpapieren gebündelt und an Investoren weiterverkauft hatte - diese fühlen sich übers Ohr gehauen und klagen heute reihenweise.

All diese Lasten muss nun die Bank of America schultern. Hinzu kommt, dass wegen der Schuldenkrise in Europa das eigentlich so ertragreiche Investmentbanking schleppend läuft, dass die US-Wirtschaft seit Krisenzeiten vor sich hindümpelt und dass die Banken höhere gesetzliche Auflagen schultern müssen. Moynihan sieht den Ausweg aus der vertrackten Lage in einem Gesundschrumpfen. „Es ist Zeit, die Organisation zu vereinfachen“, sagte er im Interview mit Bloomberg. „Wir müssen einfach nicht die größten sein.“

Moynihan kämpft an allen Fronten, um die Bank zu stabilisieren. Er lieh sich 5 Milliarden Dollar von der Finanzlegende Warren Buffett und versilberte Anteile an der China Construction Bank, um die Kasse aufzufüllen. Mit einer Reihe von Investoren schloss er einen 8,5 Milliarden Dollar teuren Vergleich, um die Hypotheken-Streitigkeiten ein für allemal zu beenden. Scheinbar erfolglos. Kurz darauf flatterte ihm eine neue Klage der US-Aufsichtsbehörde FHFA ins Haus. Sie bemängelt Hypotheken-Geschäfte im Volumen von 57,5 Milliarden Dollar.