Banken: Jobaufschwung verliert an Tempo
Nürnberg/Hamburg (dpa) - Der über lange Zeit krisenresistente deutsche Jobaufschwung wird nach Prognosen von Großbanken in den kommenden Monaten an Tempo verlieren.
Zwar sei man von einer Jobkrise weit entfernt, betonten Volkswirte und Analysten deutscher Großbanken am Freitag in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch werde das getrübte Geschäftsklima unweigerlich auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, prognostizierten die Fachleute.
Erste Großbanken überdenken bereits ihre optimistische Arbeitsmarktprognose für das kommende Jahr. Derzeit sehe es eher nach 2,8 als 2,7 Millionen Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2012 aus, meint etwa HypoVereinsbank-Volkswirt Alexander Koch. Die Commerzbank sieht dagegen derzeit noch keinen Anlass, ihre bisherige optimistische Prognose für das kommende Jahr zu korrigieren.
Auch nach Beobachtungen des Münchner Ifo-Instituts sind Firmen bei der Personalplanung vorsichtiger geworden. Der für die „Financial Times Deutschland“ ermittelte ifo-Beschäftigungsbarometer sei auf den niedrigsten Stand seit knapp einem Jahr gesunken, berichtete das Blatt in seiner Freitagsausgabe. Die ifo-Experten sähen darin ein Warnsignal: „Zwar befindet sich das Beschäftigungsbarometer weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Der Beschäftigungsaufbau dürfte sich aber in den kommenden Monaten merklich verlangsamen“.
Auch nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Christian Reicherter warteten viele Unternehmen derzeit erst einmal die weitere Entwicklung ab und zögerten mit Expansionen. „Die Unternehmen sind vorsichtiger geworden. Dass sich das negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkt, sollte nicht überraschen“, meinte Reicherter.
Skeptisch beurteilt die weiter Entwicklung auf dem Stellenmarkt auch der Deutsche Bank-Volkswirt Steffen Schneider: „Von der Tendenz wird die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nachlassen. Gegen Jahresende rechnen wir sogar mit einer Stagnation“.
Etwas optimistischer fällt hingegen der Ausblick des HypoVereinsbank-Volkswirts Alexander Koch aus: Sollte es tatsächlich bei einer Konjunkturdelle bleiben und nicht zu einem Konjunktureinbruch kommen, rechnet er zwar nicht mehr mit vielen neu geschaffenen Arbeitsplätzen. „Aber ein Jobabbau ist derzeit auch nicht zu erwarten“, betont der Bankenvertreter. Dazu bedürfte es schon einer zweiten Weltfinanzkrise wie die im Jahr 2008. Damit sei aus heutiger Sicht aber nicht zu rechnen.
Einig sind sich die Fachleute zumindest in einem Punkt: Derzeit läuft der Arbeitsmarkt noch rund. Dies liege wohl auch daran, dass konjunkturelle Auf- und Abschwünge zumeist erst mit mehreren Monaten Verzögerung auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, betonten die Bankenvertreter.
Für den August gehen die Experten daher von einem leichten Anstieg oder einer Stagnation der Arbeitslosigkeit auf dem Juli-Niveau von 2,939 Millionen aus. Der Grund dafür seien die späten Sommerferien in den wirtschaftlich starken südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Ohne solche jahreszeitlichen Effekte wäre die Zahl der Erwerbslosen allerdings erneut leicht gesunken - zwischen 5000 und 15 000, schätzen die Fachleute. Die offiziellen Augustzahlen will die Bundesagentur am kommenden Mittwoch (31. August) veröffentlichen.