Banken lassen sich Anspruch auf Jedermann-Konto oft teuer bezahlen

Frankfurt/Main (dpa) - Ihr Recht auf ein Girokonto müssen Bankkunden oft teuer bezahlen. Für sogenannte Basiskonten, die auch Obdachlosen und Flüchtlingen den Zugang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr eröffnen sollen, verlangen etliche Institute relativ hohe Gebühren.

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Das zeigen Zahlen, die die Frankfurter Finanzberatung FMH zusammengetragen und die das „Handelsblatt“ (Montag) aufgegriffen hat. Allerdings gab es einige dieser Kontoangebote so schon vor der gesetzlichen Neuregelung.

Seit dem 19. Juni hat in Deutschland jeder Bürger das Recht auf ein Girokonto. Mit dem Zahlungskontengesetz wurde eine EU-Richtlinie umgesetzt. Einzige Voraussetzung für Einrichtung eines Basiskontos ist, dass man sich legal in der Europäischen Union aufhält.

Der Konteninhaber erhält eine Bankkarte und darf Geld überweisen. Überzogen werden kann ein solches Konto nicht. Profitieren sollen von der Neuregelung nach früheren Angaben etwa eine Million Menschen in Deutschland.

„Es ist nicht so, dass ein Basiskonto automatisch mehr kostet wie ein Standardkonto“, erklärte FMH-Inhaber Max Herbst. In 50 Prozent der Fälle jedoch langten die Institute kräftig zu. Häufig liege die Gebühr um zwei bis drei Euro über der für vergleichbare Angebote für Standardkunden - bei eingeschränkter Leistung. Die FMH Finanzberatung hat die Preise von 105 Instituten zusammengetragen.

Demnach verlangt zum Beispiel die Santander Consumer Bank monatlich 9,50 Euro (Stand Ende Juni). „Das Basiskonto ist mit einem erhöhten Aufwand verbunden und wird daher entsprechend bepreist. Zahlreiche Institute bewegen sich preislich zwischen rund 9,00 Euro und 10,00 Euro“, erklärte die Santander Consumer Bank auf Anfrage.

Auch einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken berechnen mehr als acht Euro. Am teuersten war das Basiskonto nach der FMH-Auflistung bei der Gladbacher Bank, wo Kunden demnach 15 Euro Kontoführungspauschale pro Monat zahlen müssen.

„Wir sind sehr kunden- und serviceorientiert, das hat seinen Preis“, begründete der Vorstandssprecher der Gladbacher Bank, Hans-Peter Ulepic, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das 15-Euro-Modell galt bislang für „alle Kunden, die ein Konto haben wollen, wo sie von vornherein wissen wollen, wie hoch die Kosten sind“, erklärte Ulepic. „Selbst mit 15 Euro Gebühr verdienen wir mit unserem Service bei diesem Konto kein Geld. Dennoch haben wir den Preis zum 1. Juli auf 8,50 Euro gesenkt.“ Das regional aufgestellte Institut hat nach seinen Angaben insgesamt etwa 35 000 Kunden.

Verbraucherschützer beobachten die Entwicklung mit Argusaugen. „Wir stellen seit einigen Monaten fest, dass Bankdienstleistungen für Kunden generell erheblich teurer werden“, sagte Carmen Friedrich von der Verbraucherzentrale Sachsen, die das übergreifende Team Marktwächter Finanzen leitet. „Wir haben eine Sonderuntersuchung bei 200 Kreditinstituten zu Entgelten bei Girokonten und Karten gestartet, deren Ergebnisse wir noch in diesem Jahr präsentieren. Dabei geht es auch darum, ob die verlangten Preise rechtlich zulässig und angemessen sind.“