Banken: Millionenschaden durch Datenklau
Die Banken investieren Milliarden in Sicherheitssysteme. Doch Kriminelle finden immer neue Lücken.
Frankfurt. Es ist ein teurer Wettlauf. Sichere Technik lassen sich Deutschlands Banken Milliarden kosten, doch Datendiebe finden immer wieder Lücken. In Niedersachsen etwa ließen sich Unbekannte im Februar/März 2013 unbemerkt über Nacht in Baumärkten einschließen. Sie manipulierten die EC-Lesegeräte an den Kassen mit einem Chip für drahtlose Bluetooth-Übertragung und konnten am nächsten Tag Kartendaten und Geheimnummer (PIN) von mehr als 800 Kunden einfach per Handy abgreifen. Mit Kartendubletten wurde dann in Ecuador und Indien Geld abgehoben.
Auch wenn das Ausspähen sensibler Daten von Bankkunden („Skimming“) in Deutschland zurückgeht: Der Finanzbranche entstehen nach wie vor Millionenschäden. Für die ersten sechs Monate 2013 beziffern Deutschlands Banken den Schaden durch „Skimming“ auf rund acht Millionen Euro. Immerhin ist das weniger als die Hälfte der 17 Millionen Euro Schaden, den Datenklau an heimischen Geldautomaten im Vorjahreszeitraum angerichtet hatte.
Doch längst nicht alle Staaten ziehen bei der Modernisierung der inzwischen als veraltet geltenden Technik mit und rüsten Bezahlkarten statt mit Magnetstreifen mit moderner EMV-Sicherheitstechnik aus. EMV-Karten haben eine Art Mini-Computer: Der Datensatz wird verschlüsselt, die Karte bei Gebrauch auf Echtheit geprüft. Zusätzlich gibt es eine PIN.
Zwar passiert in Europa dank EMV so gut wie nichts mehr mit Kartendubletten, wie Sicherheitsexpertin Margit Schneider von Euro Kartensysteme bilanziert. Doch Kriminelle finden nach wie vor Länder, in denen sie Kartendubletten zu betrügerischen Zwecken nutzen können — ein Schwerpunkt: die USA.
Was Deutschlands Banken Hoffnung macht: Zum 19. April 2013 traten die USA der sogenannten EMV-Haftungsumkehr bei. Das heißt: Sollte der Einsatz von gefälschten Karten an nicht EMV-fähigen Geldautomaten und Terminals im Ausland Schäden verursachen, werden dafür die ausländischen Institute zur Kasse gebeten — und nicht die deutschen Banken, welche die Originalkarten ausgegeben haben.
Die jüngsten Zahlen geben den EMV-Verfechtern recht. Zwar nutzen Kriminelle den deutschen Markt mit seinem engmaschigen Bankennetz nach wie vor, um Kartendaten und PIN abzugreifen. Doch die Zahl der manipulierten Geldautomaten hat sich von mehr als 1000 im Jahr 2010 in den vergangenen Jahren deutlich verringert. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag sie nach mit bundesweit 251 in etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (253).