BASF stellt sich auf längere Durststrecke ein
Ludwigshafen (dpa) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF stellt sich wegen der niedrigen Ölpreise und eines schwächeren Wachstums in China auf einen weiteren Ergebnisrückgang ein.
„Der Ölpreis hat natürlich eine besondere Bedeutung auch im Jahre 2016“, sagte Unternehmenschef Kurt Bock am Freitag in Ludwigshafen. Das Jahr habe verhalten begonnen, auch „infolge einer schwachen Mengenkonjunktur in China.“
Der Manager geht davon aus, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen 2016 maximal zehn Prozent unter dem Vorjahreswert von 6,73 Milliarden Euro liegen wird. „Dies ist in dem derzeitigen volatilen und herausfordernden Umfeld ein anspruchsvolles Ziel und insbesondere von der Entwicklung des Ölpreises abhängig.“
Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 auf Talfahrt gegangen und seitdem um etwa 75 Prozent gefallen. BASF ist davon doppelt betroffen. Niedrige Preise belasten neben der Öl- und Gastochter Wintershall auch das Geschäft mit Chemikalien. Massengüter wie Petrochemikalien können zwar billiger hergestellt werden, da Erdöl und Erdgas wichtige Rohstoffe sind, aber die niedrigeren Einkaufpreise müssen in der Regel an die Kunden weitergeben werden.
2015 waren wegen des niedrigen Ölpreises Wertberichtigungen von 600 Millionen Euro notwendig geworden. Der Preis der Öl-Sorte Brent beträgt im Moment etwa 35 US-Dollar, im Jahresschnitt erwartet BASF 40 US-Dollar.
Wenn er im Schnitt bei 30 US-Dollar je Barrel oder darunter liege, „dann hat das sicherlich noch mal Auswirkungen auf das Ergebnis der BASF“, sagte Bock. Dann werde es außerordentlich schwierig, die fehlenden Erträge mit Hilfe des Chemiegeschäfts auszugleichen. Wenn der Preis länger auf diesem Niveau verharre, seien Wertberichtigungen von einer Milliarde Euro nötig, sagte Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel. Derzeit habe BASF aber keine Indikatoren für eine solche Preisentwicklung, sagte Bock.
Im laufenden Jahr erwartet der DAX-Konzern erneut einen kräftigen Gewinnrückgang im Öl- und Gasgeschäft sowie bei den Chemikalien. Mit besseren Ergebnissen rechnen die Ludwigshafener in den übrigen Geschäftsfeldern. Dazu beitragen soll auch ein Sparprogramm.
Weil BASF sein Gashandels- und Gasspeichergeschäft im Zuge eines Tauschs an den russischen Energieriesen Gazprom abtrat, wird für das laufende Jahr ein deutlicher Umsatzrückgang (2015: 70,4 Milliarden Euro) erwartet. Die Dividende für 2015 soll trotz des Ölpreisverfalls um 10 Cent auf 2,90 Euro erhöht werden.
2015 sank der Überschuss wegen des Ölpreisverfalls um 23 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro. Nachdem BASF Ende Januar bereits die Daten für den Umsatz und das operative Ergebnis vorgelegt hatte, ist der Rückgang des Gewinns keine Überraschung mehr. Der Umsatz ging wegen der Abgabe des Gashandels- und -speichergeschäfts um 5,2 Prozent auf 70,4 Milliarden Euro zurück.