Stabwechsel bei Bayer: Krefelder auf Chefsessel

Werner Baumann löst den erfolgreichen Strategen Marijn Dekkers im Mai ab.

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Leverkusen. Sie sind sehr groß — die Schuhe, in denen Werner Baumann (53) ab Mai laufen wird. Dann übernimmt der Krefelder beim Chemieriesen Bayer den Stab von Marijn Dekkers (58). Dieser scheidet auf eigenen Wunsch schon nach der Hauptversammlung im April aus dem Unternehmen aus. Nicht nur legte Dekkers am Donnerstag eine neue Rekordbilanz vor (Grafik) und stellte den Aktionären eine um 25 Cent auf 2,50 Euro erhöhte Dividende in Aussicht. Auch der Blick zurück — Dekkers lenkt den Konzern seit Ende 2010 — zeigt, wie schwer der Erfolg des Niederländers zu toppen sein wird. Das Konzernergebnis stieg von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf nun 4,1 Milliarden Euro.

Auch strategisch hat Dekkers sozusagen alles geregelt. Die Trennung vom einstigen Bereich Material Science ist abgeschlossen. Die Kunststoffe werden jetzt unter dem Namen Covestro hergestellt, allerdings hält Bayer an dem börsennotierten Unternehmen mit Standorten in Krefeld, Dormagen, Leverkusen und Brunsbüttel 69 Prozent Finanzbeteiligung. Bayer selbst konzentriert sich auf die Life-Science-Bereiche: Pharmazie, Pflanzenschutz und Consumer-Health — verschreibungsfreie Mittel. Der von Erica Mann als erster Frau im Bayer-Vorstand geleitete Bereich ist durch die Übernahmen des Geschäfts von Merck und Co. in neue Dimensionen vorgestoßen.

„Dekkers hinterlässt ein bestelltes Haus, was soll der arme Kerl denn jetzt noch machen?“, fragt ein Journalist bei der Bilanzpressekonferenz mit Blick auf den künftigen Bayer-Chef. Wobei „der arme Kerl“ ein relativer Begriff ist, da Baumann als bisheriges Vorstandsmitglied 2015 Gesamtbezüge von knapp 3,7 Millionen Euro hatte und demnächst in die Kategorie von Dekkers (5,8 Millionen) vorstoßen wird. Baumann versichert, dass es auch in Zukunft keinen Geschäftsbericht mit einem Foto geben werde, auf dem er und seine Kollegen „mit hochgelegten Füßen“ zu sehen sind. Es werde immer wieder neue Herausforderungen geben, sagt der Mann, der sich auf die „ganz ganz tolle Aufgabe“ freut. Baumann betont, dass er sein gesamtes Berufsleben bei Bayer verbracht hat. „Was kann es Schöneres geben, als dieses Unternehmen zu führen und weiter zu entwickeln?“

Der verheiratete Vater von vier Kindern war für Bayer in Spanien und in den USA, kehrte dann wieder in seine Heimatstadt Krefeld zurück. Er war Vorstand im Teilkonzern Health Care und seit 2010 im Vorstand der Bayer AG, zuständig zunächst für Finanzen und dann im Strategiebereich.

„Ich habe einen Nachfolger, der keine Einarbeitungszeit braucht“, sagt Dekkers denn auch. Baumann sei besonders involviert gewesen in alle strategischen Weichenstellungen.

Und was wird aus Dekkers? Auch wenn er vor allem in den USA bei seiner Familie sein will, wird man noch von ihm hören. Er will sich als Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) weiterhin politisch einmischen. Und er wird Aufsichtratschef beim britisch-niederländischen Konsumgüterkonzern Unilever.

Auch eine Rückkehr zu Bayer scheint nicht ausgeschlossen. Wird er nach der Abkühlungsphase von zwei Jahren Aufsichtsratschef? Seine Antwort schlägt keine Türen zu: „Das Thema steht jetzt nicht zur Diskussion. Ich habe das Gefühl, wenn ich den Aufsichtsratschef Herrn Wenning sehe, dass er sicherlich nicht arbeitsmüde ist.“

Ob es etwas gebe, was er in seiner persönlichen Bayer-Bilanz vermisse, wird er noch gefragt. Darauf hat er eine originelle Antwort. Bayer Leverkusen sei nicht Meister in der Bundesliga geworden . . .