Bilanz 2015 Henkel: Chef Rorsted geht mit Rekordzahlen
Der scheidende Henkel-Chef legt eine Bilanz mit Sprüngen bei Umsatz und Gewinn vor. Unter seiner Führung wurde der Konzern internationaler und vor allem profitabler.
Düsseldorf. Kasper Rorsted wirkt müde, fast ein wenig abgekämpft. Das hält den Dänen allerdings nicht davon ab, sein Redemanuskript mit hohem Tempo abzuarbeiten. Es ist die letzte Bilanzvorlage des 54-Jährigen in Düsseldorf. Ende April räumt er sein Büro und übernimmt im Herbst den Chefposten beim Sportgiganten Adidas in Herzogenaurach. Nachfolger wird der Belgier Hans Van Bylen (54), derzeit bei Henkel für den Kosmetikbereich verantwortlich.
Was Rorsted zum Abschied vorlegt, ist glänzend, Rekordzahlen in fast allen Bereichen. In seinen acht Jahren als Henkel-Chef hat sich der Börsenwert des Konzerns verdreifacht. Henkel arbeitet erheblich profitabler als früher. 2015 kletterte der Gewinn um knapp 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Der Umsatz sprang um zehn Prozent auf gut 18 Milliarden Euro. Henkel bringt es auf eine Umsatzrendite von 16,2 Prozent, arbeitet also mit einer deutlich höheren Marge als Autobauer wie Daimler oder BMW, die mit zehn Prozent mehr als zufrieden sind.
„Für mich war die Zeit reif für eine neue Herausforderung“, sagte Rorsted in einem Interview. Der Läufer, Skifahrer und Fußball-Fan mit dem Lieblingsklub FC Bayern gilt bei Adidas als idealer Nachfolger von Herbert Hainer. Als der Wechsel Anfang des Jahres bekannt wurde, ging der Adidas-Kurs kräftig nach oben, während Henkel-Papiere an Wert einbüßten.
Rorsted hat dem Düsseldorfer Konzern seinen Stempel aufgedrückt. Jede dritte Führungskraft ist heute eine Frau, der halbe Vorstand kommt aus dem Ausland. Nur noch jeder fünfte von weltweit etwa 50 000 Mitarbeitern arbeitet in Deutschland. Die Verwaltung des Konzerns funktioniert erheblich dezentraler, das Hauptquartier in Düsseldorf musste Aufgaben abgeben.
Rorsted hatte auch keine Hemmungen, Stellen abzubauen. So werden im Industriekleber-Geschäft, das unter schwacher Nachfrage leidet, rund 1200 Stellen gestrichen. Eine weitere Reduzierung der Mitarbeiterzahl schloss er gestern übrigens aus.
Henkel macht gut die Hälfte des Umsatzes mit Klebstoffen aller Art. Neben konsumnahen Marken wie Pattex und Pritt spielen Spezialkleber für die Industrie eine wichtige Rolle, etwa für Autokarossen oder Smartphones.
Zweitgrößte Sparte (Umsatzanteil: 28 Prozent) sind die Wasch- und Reinigungsmittel mit Marken wie Persil oder Pril. Der Kosmetikbereich (Umsatzanteil: 21 Prozent) vervollständigt das Angebot des inzwischen 140 Jahre alten Konzerns aus NRW. Dort finden sich Marken wie Schwarzkopf oder Fa.
Im laufenden Jahr will Henkel aus eigner Kraft um zwei bis vier Prozent wachsen. 2015 betrug das Plus ohne Währungseffekte und Zukäufe drei Prozent. Angepeilt wird auf Sicht ein Umsatz von 20 Milliarden Euro. Ohne Übernahmen, so räumte Rorsted ein, wird Henkel diese Zahl in nächster Zeit nicht schaffen.
Große Hoffnungen verbindet der Konzern mit einer Offensive auf dem US-Markt. Dort sind jetzt auch die Marken Persil und Schwarzkopf zu haben. Die Umsatzrendite soll sich weiter auf 16,5 Prozent verbessern.