Vergleichsportale zeigen nicht immer günstigsten Preis

München (dpa) - Welcher Flug ist am günstigsten? Wo gibt es den billigsten Strom? Preis-Vergleichsportale im Internet versprechen den Verbrauchern einen Durchblick durch den Tarifdschungel der Anbieter.

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In Wahrheit sorgen sie nach Einschätzung der Verbraucherzentralen oft eher für noch mehr Durcheinander. In einer Untersuchung kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis. „Den Anschein, dass die Portale das Leben erleichtern und mehr Transparenz bringen, können wir in keiner Weise bestätigt finden“, sagte Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband bei der Vorstellung in München.

Zeigen die Vergleichsportale wirklich immer den günstigsten Preis?

Nein, sagen die Verbraucherschützer. Zum Teil fanden sie auf den Internetseiten der einzelnen Anbieter günstigere Preise als über die Portale. Das gilt besonders für Handy- und Online-Tarife: Dort war die eine Hälfte der angezeigten Preise auf den Portalen höher als bei einem Vertragsabschluss auf den Seiten der Anbieter, die andere Hälfte günstiger. Auch bei Flugpreisen schnitten die Portale schlecht ab: „Zu Beginn liegen die meisten angezeigten Preise unterhalb der Anbieterpreise“, stellten die Verbraucherschützer fest. Im Laufe des Buchungsprozesses wurden die Preise aber immer höher - und nach der Wahl des Zahlungsmittels lagen sie auf den Vergleichsportalen meist sogar über denen der Anbieter.

Welche Bedeutung haben die Vergleichsportale?

An den Portalen kommt kaum noch ein Verbraucher vorbei. Fast drei Viertel informieren sich nach Angaben der Verbraucherzentralen darauf über Preise von Waren und Dienstleistungen. Besonders bei Reisen, Elektrogeräten oder Strom- und Gastarifen suchten sie dort nach dem günstigsten Preis. Denn bei vielen Kunden genössen die Portale eine höhere Glaubwürdigkeit als die Anbieter selbst. „Aber das sind keine gemeinnützigen Einrichtungen“, warnt der Bund der Versicherten. Vielmehr handele es sich bei den Vergleichsportalen um Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen. Künftig werden die Portale aber voraussichtlich darauf hinweisen müssen, dass sie als Makler tätig sind: In einem Musterprozess von Versicherungsvertretern gegen Check24 am Mittwoch sah das Landgericht München in diesem Punkt Handlungsbedarf. Check24 sicherte Kooperation zu und will den Hinweis deutlicher machen, wenn das Gericht dies vorgibt. Andere Anbieter dürften folgen.

Wie kommen die Ergebnislisten zustande?

Seit langem wird darüber spekuliert, ob Provisionen einen Einfluss auf das angezeigte Ranking haben. Die Portale haben normalerweise Verträge mit Anbietern geschlossen, deren Leistungen sie vergleichen. Schließt ein Kunde hier etwa eine Kfz-Haftpflichtversicherung ab, soll die Provision nach Angaben aus Versicherungskreisen bei 50 bis 100 Euro liegen. „Wir vermuten, dass die Provisionen Einfluss haben auf die Liste der Anbieter“, sagte Ehrig. Sicher weiß das aber niemand, weil die Anbieter dies nicht veröffentlichen müssen. Bei Reiseangeboten verdienen die Portale ihr Geld nach Einschätzung eines Experten inzwischen häufig durch Zusatzangebote statt Provisionen. „Die Portale generieren Umsätze durch eigene Servicegebühren und die Vermittlung von Versicherungen, Hotels und andere Zusatzprodukte“, sagte Askan Deutsch, Partner und Experte für Wettbewerbsrecht beim Hamburger Büro der Kanzlei FPS.

Was sagen die Vergleichsportale zu der Kritik?

Das Portal Verivox erklärte, das Ranking richte sich nur nach dem Preis: „Provisionen beeinflussen bei Verivox in keiner Weise das Rechner-Ergebnis.“ In der Vergangenheit hätten viele Verbraucher keine Markttransparenz gehabt. Durch die Vergleiche habe der Verbraucher nun die Macht, Angebote auszuwählen und zu bewerten. „Das führt zu stärkerem Wettbewerb.“ Auch Check24 erklärt auf seiner Homepage: „Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt nur nach dem Preis.“ Die Vergleichbarkeit von Preisen und Leistungen schaffe Transparenz auf dem Markt.

Was fordern Verbraucherschützer von den Portalen?

Vor allem mehr Transparenz. Die Portale müssten ihre Provisionen offenlegen. Zudem sollten sie klarstellen, von welchem Unternehmen sie betrieben werden und welche anderen Vergleichsportale diesem gehören. Denn wenn nur ein Konzern mehrere Portale betreibe, bringe Verbrauchern auch ein Vergleich der Vergleichsportale nichts. „Dafür muss es eine neue gesetzliche Regelung geben“, sagte Ehrig.

Eine wichtige Information für die Verbraucher ist aus ihrer Sicht zudem die Frage der Marktabdeckung: Zeigt das Portal nur 10 Prozent aller Anbieter an oder 90 Prozent? Die Grünen forderten die Bundesregierung zum Handeln auf. „Die Bundesregierung lehnt sich bislang bequem zurück und tut nichts für den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie verkennt dabei die zentrale Rolle von Vergleichsportalen als Orientierungshilfe und Vermittler im Netz“, sagte Nicole Maisch, Sprecherin für Verbraucherpolitik.

Sollten die Verbraucher lieber auf Portale verzichten?

Nicht unbedingt - denn als erste Orientierung können die Portale hilfreich sein. Wichtig ist aus Sicht der Verbraucherschützer aber, die angezeigten Ergebnisse dann auch noch mit den Preisen bei den Anbietern direkt zu vergleichen. Wer sich diese Mühe macht, könne Glück haben und tatsächlich einen günstigen Preis finden. „Man muss sich fragen, wie viel Lebenszeit man investieren will, um einigermaßen Sicherheit zu haben, das günstigste Angebot zu finden“, sagte Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.