Baubranche erwartet Sonderkonjunktur nach Flut
Berlin (dpa) - Das Baugewerbe rechnet nach dem Rückgang des Hochwassers mit einer Sonderkonjunktur. So wie nach der Flut an Elbe und Mulde im Jahr 2002 könnte die Branche in den betroffenen Regionen unterm Strich von dem Naturereignis profitieren.
Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Sächsischen Baugewerbeverbandes, Klaus Bertram, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Momentan müssten die Betriebe aber einen Umsatzeinbruch verkraften. Weil viele Baustellen unter Wasser stünden, könne dort nicht gearbeitet werden. „Es hat vier Tage durchgeregnet. Unabhängig vom Hochwasser hat das zu Stillstand bei vielen Arbeiten geführt“, sagte Bertram. „Das holt man hoffentlich wieder auf.“
Die Baubetriebe selbst seien - zumindest in Sachsen - besser als im Jahr 2002 auf das Hochwasser vorbereitet gewesen. Im Freistaat seien lediglich fünf Betriebsstätten überschwemmt worden.
Anders als vor elf Jahren sei die Flut diesmal „in einer Phase guter Konjunktur“ gekommen. Die Bauunternehmen seien relativ gut ausgelastet. Wenn nun in ein, zwei Monaten Zusatzaufträge zur Sanierung oder für den Wiederaufbau von Häusern hereinkämen, könne es Kapazitätsengpässe geben. Bauherren müssten dann mit Verzögerungen rechnen. „Wir appellieren an Bauherren von Neu- und Ausbauten, Verständnis zu haben, dass die Erste Hilfe für Betroffene des Hochwassers Vorrang hat“, sagte Bertram.
Die deutsche Versicherungswirtschaft hat Forderungen nach einer Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen scharf kritisiert. „Wenn man über die Einführung einer Pflichtversicherung diskutiert, muss man sich über die Folgen für alle Beteiligten im Klaren sein: Sie nimmt Anreize für eigene Schutzmaßnahmen in den Gefahrenzonen“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, der „Rheinischen Post“ (Samstag).
„Aufgrund der großen Schäden wären Staatsgarantien in erheblicher Größe nötig“, warnte Erdland. Es müsse stattdessen mehr staatliches Geld in den Hochwasserschutz investiert werden. „Andernfalls werden wir uns bei weiter zunehmenden Naturkatastrophen in eine unbezahlbare Spirale aus steigenden Schäden und steigenden Prämien begeben.“