Boeing dämpft Erwartungen vor Luftfahrtmesse in Le Bourget
Paris (dpa) - Der Flugzeugbauer Boeing gibt sich nach dem Erstflug des Konkurrenzfliegers Airbus A350 bescheiden.
„Boeing und Airbus sind jetzt in allen Flugzeugklassen auf Augenhöhe“, sagte der Chef der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte, Ray Conner, am Sonntag vor Beginn der weltgrößten Luftfahrtmesse in Paris.
Einen Auftragswettstreit in Le Bourget wollen die Amerikaner nicht mitmachen, Airbus rechnet mit einigen hundert Bestellungen. Gleichzeitig wartet Airbus noch auf 600 Millionen Euro Anschubfinanzierung vom Bund für die A350. In Le Bourget werden während der Flugschau von diesem Montag an 2215 Aussteller aus 44 Ländern sieben Tage lang Produkte und Entwicklungen präsentieren.
Nach dem Batterie-Desaster um seinen Langstreckenjet 787 „Dreamliner“ sieht sich Boeing wieder auf Kurs. Bis Ende Juni sollten elf oder zwölf Maschinen des Typs ausgeliefert sein, sagte Conner. Inzwischen würden monatlich sieben Maschinen fertig, bis Jahresende soll die Produktionsrate auf zehn pro Monat steigen. Im ganzen Jahr will Boeing wie geplant auf 60 ausgelieferte „Dreamliner“ kommen.
Nach zwei Zwischenfällen mit neuen Lithium-Ionen-Batterien hatte die „Dreamliner“-Flotte weltweit mehr als drei Monate am Boden gestanden. Inzwischen wurden die Batterien mit mehreren Schutzebenen versehen. Boeing arbeite mit der US-Sicherheitsbehörde NTSB weiter an der Suche nach der Ursache, sagte Conner.
Rivale Airbus liegt derweil im Clinch mit der Bundesregierung. Der Bund hält einen zugesagten Kredit über 600 Millionen Euro zurück. Es sei vereinbart, für die Anschubfinanzierung der A350 eine „einvernehmliche Lösung“ zu verhandeln, teilte das Wirtschaftsministerium am Sonntag in Berlin mit. „Darlehenszahlungen sind allerdings nur dann möglich, wenn damit konkrete Gegenleistungen und Zusagen für die deutschen Standorte verbunden sind.“ Im Gegensatz zu anderen Airbus-Fliegern gibt es für die A350 nur im französischen Toulouse eine Endfertigung.
Airbus-Produktionschef Günter Butschek sagte dem Magazin „Focus“, die Anschubfinanzierung sei keine Subvention und werde zurückgezahlt. Er erwarte eine Lösung des Konflikts in den kommenden Wochen. Insgesamt beläuft sich die Entwicklungshilfe für den Flieger, für die auch Frankreich aufkommt, auf 1,1 Milliarden Euro. Laut „Spiegel“ verlangt die Bundesregierung von Airbus die Zusage, den Nachfolger des Kurzstreckenjets A30X maßgeblich in Deutschland zu entwickeln.
Nach dem Aus für die Drohne „Euro Hawk“ fordern Rüstungskonzerne ein europäisches Programm, um die aus ihrer Sicht bestehende Abhängigkeit von Aufklärern aus Israel und den USA zu reduzieren. Die Airbus-Mutter EADS, die französische Dassault Aviation und der italienische Finmeccanica-Konzern wollen nach Angaben vom Sonntag mit einer gemeinsamen Entwicklung „die europäische Souveränität und Unabhängigkeit“ garantieren und ein „robustes System“ liefern.
Zur Pariser Flugschau wird eine Rekordbeteiligung erwartet. Zur 50. Ausgabe der wichtigen Industriemesse, die alle zwei Jahre in Le Bourget stattfindet, sollen rund 350 000 Besucher kommen. Sie können mehr als 100 Luftfahrzeuge in Hallen und auf dem Freigelände sehen.