Beitz will Chef der Krupp-Stiftung bleiben

München/Essen (dpa) - Der 99-jährige Berthold Beitz will an der Spitze der Essener Krupp-Stiftung bleiben und keinen Nachfolgekandidaten nominieren. „Ich mache weiter, solange ich das kann und noch klar im Kopf bin“, sagte Beitz der „Süddeutschen Zeitung“.

Die Stiftung ist mit 25,3 Prozent der Anteile größter Einzelaktionär des Großkonzerns, der zuletzt vor allem wegen misslungener Auslandsgeschäfte Milliardenverluste einfuhr und mit Korruptions- und Kartellvorwürfen zu kämpfen hatte. Auch Beitz war deshalb in die Kritik geraten.

Beitz äußerte sich auch zum Rücktritt des bisherigen ThyssenKrupp- Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. „Über Jahre habe ich gehört, bald werde alles besser, aber es wurde immer schlimmer. Ich musste einfach handeln“, sagte er. In Kreisen der Firma habe sich in den vergangenen Jahren „Größenwahn“ abgezeichnet.

Cromme hatte am 8. März überraschend seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp angekündigt und will auch sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung niederlegen. Noch im vergangenen Dezember hatte Beitz versichert: „Cromme bleibt“. An diesem Dienstag soll der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner zum Nachfolger Crommes als Aufsichtsratsvorsitzender gewählt werden.

Beitz ist seit 1968 Kuratoriumsvorsitzender der Krupp-Stiftung. Er war vom letzten Krupp-Eigentümer, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, eingesetzt worden. Die Stiftung werde nach seinem Ausscheiden eine neue Struktur haben, sagte Beitz der „Süddeutschen“. Künftige Vorsitzende würden wie bei anderen Stiftungen auch vom Kuratorium gewählt; dessen Vorsitzender sollte nicht auch Chef des Konzerns sein. „Schon deshalb wird es keinen neuen Beitz mehr geben.“ Er widersprach Spekulationen, seine eigene Tochter könne ihm als Kuratoriumsvorsitzende nachfolgen. „Das ist ausgeschlossen.“

Ein Krupp-Nachfahre gab Beitz unterdessen die Schuld für die Probleme des angeschlagenen Stahlriesen. „Wenn jemand zu verantworten hat, wie negativ sich der Konzern entwickelt hat, dann einzig Berthold Beitz“, sagte Friedrich von Bohlen und Halbach dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Beitz sei seit mehr als einem halben Jahrhundert an herausragender Stelle bei Krupp tätig und verantwortlich für den „bedauerlichen Zustand“ des Konzerns. Beitz habe Aufsichtsratschef Cromme fallen gelassen, „um sich selbst zu schützen“.

Friedrich von Bohlen und Halbach ist ein Neffe des 1967 gestorbenen letzen Firmeninhabers Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Er liegt seit langem im Streit mit Beitz. In den 90er Jahren hatte er mit anderen Krupp-Nachfolgern vergeblich versucht, für die Familie vor Gericht das Recht zu erstreiten, drei Kuratoriumsmitglieder zu bestellen. Das Verfahren ging bis zum Bundesgerichtshof.