Bilanz: Mehr Volkswagen in China

Deutschlands größter Industriekonzern erzielt schon jetzt ein Drittel seines Absatzes im Reich der Mitte.

Wolfsburg. Europas größter Autobauer Volkswagen ist mit einem Dämpfer in das laufende Jahr gestartet. Die ersten drei Monate seien „klar unter Vorjahr“ verlaufen, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch bei der Bilanzvorlage in Wolfsburg. Er setze aber auf ein besseres Abschneiden im zweiten Quartal. VW-Chef Martin Winterkorn kündigte an, in China massiv zu investieren. Sieben seiner derzeit zehn weltweit geplanten Werke will VW dort aus dem Boden stampfen.

Deutschlands größter Industriekonzern macht schon heute ein Drittel seines Absatzes im Reich der Mitte und will dort in fünf Jahren vier Millionen Fahrzeuge produzieren können — rund 75 Prozent mehr als heute. Für das Gesamtgeschäft warnte Winterkorn aber: „2013 wird für die gesamte Branche zum Jahr der Bewährung. Auch für uns. Der Wettbewerbsdruck ist hoch und steigt weiter.“

2012 hatte VW vor Zinsen und Steuern (Ebit) 11,5 Milliarden Euro eingefahren. Der Überschuss war wegen Sondereffekten aus der Porsche-Übernahme um knapp 40 Prozent auf die Rekordzahl von fast 22 Milliarden Euro geschnellt — der höchste Wert, den ein deutscher Konzern bislang erzielt hat. Der Umsatz des Konzerns stieg von 159,3 Milliarden Euro auf 192,7 Milliarden Euro. Über neun Millionen Fahrzeuge wurden produziert.

Weitere Gewinnsprünge werden vorerst nicht erwartet. Bremsen dürften die Nutzfahrzeuge im Konzern. Die Integration der Lkw-Marken MAN und Scania ist eine VW-Dauerbaustelle. Winterkorn, der für 2012 rund 14,5 Millionen Euro Einkommen bekam, warnte vor Euphorie: „Die konjunkturelle Großwetterlage bleibt unsicher. Insbesondere Europa bleibt ein Wackelkandidat — die Schuldenkrise ist nicht überwunden. Die Märkte hier bleiben auf absehbare Zeit schwach.“

Dennoch stehe das Langfristziel weiter: „Wir wollen den VW-Konzern bis 2018 an die Weltspitze der Automobilindustrie führen“, sagte der Manager. VW sei dabei überzeugt, dass sich die Wachstumschancen weiter weg aus der alten Welt und hin vor allem nach Übersee verschieben. Die seit Jahren vorangetriebene Internationalisierung zahle sich nun aus. „Wir verkaufen heute rund 60 Prozent unserer Fahrzeuge außerhalb Europas“, betonte Winterkorn. „Mit dieser globalen Aufstellung können wir Zwischentiefs einzelner Märkte ausgleichen.“

Die Börse reagierte negativ auf die Bilanz. Die Vorzugspapiere verloren zeitweise rund drei Prozent, erholten sich aber zum Nachmittag. Börsianer sagten, der hohe Bargeldbestand, die niedrigen Lagerbestände und die konservative Prognose für 2013 signalisierten, dass VW wohl angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten mit Nachfragestörungen rechne.