Bilanz-Pressekonferenz: Henkel wächst — langsamer

Düsseldorfer Konzern mit seinen Sparten Klebstoff, Waschmittel und Kosmetik hat Probleme in Nordamerika.

Henkel-Vorstand Kasper Rorsted gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Düsseldorf.

Foto: Maja Hitij

Düsseldorf. „Als Fußballfan weiß ich: Man muss die Heimspiele gewinnen.“ In der Bemerkung von Kasper Rorsted, Chef des Düsseldorfer Henkel-Konzerns bei der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz, liegt eine positive Aussage, die die negative überlagern soll:

Die Kennzahlen Henkels für 2013 und 2014.

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In Westeuropa, wo der Chemieriese mit seinen drei Sparten Klebstoff (Pritt, Pattex), Kosmetik (Schwarzkopf) und Waschmittel (Persil, Vernel) 35 Prozent seines weltweiten Umsatzes macht, ging es weiter bergauf. Ein Umsatzplus von 1,7 Prozent auf diesem wichtigen Feld, getragen auch vom Erfolg im deutschen Markt, ist in der Tat ein Heimsieg.

Doch vor allem zwei Auswärtsniederlagen drücken die Stimmung bei dem erfolgsverwöhnten dänischen Manager (53), der den Konzern in den vergangenen Jahren deutlich auf die Erfolgsspur gesetzt hatte: Da ist zum einen das problematische Geschäft in Nordamerika, der mit 18 Prozent zweitstärksten Umsatzregion von Henkel. Hier gab es auch angesichts der starken Konkurrenz etwa von Procter & Gamble oder Unilever ein Umsatzminus von 2,9 Prozent.

Auch Ukraine-Konflikt, Russlandkrise und Rubelverfall bereiten den Düsseldorfern Sorge. „Wir erwarten angesichts des anhaltenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine eine Stagnation in Osteuropa und weiteren Druck auf die russische Währung und Wirtschaft." Doch Rorsted will Russland deshalb nicht den Rücken kehren.

Man habe schon viele Krisen in dem Land erlebt, und da habe man sich auch nicht zurückgezogen. „Loyalität wird besonders in Russland belohnt“, betont der Manager. „Wir haben da die langfristige Brille an“, beschreibt er die eigene Strategie in einem leicht schiefen Bild.

Auch weiß er, dass es für einen Großkonzern wie Henkel wesentlich einfacher ist, Durststrecken in einem Bereich zu überstehen, wenn man sie gleichzeitig in Wachstumsmärkten wie China oder auch Westeuropa ausgleichen kann. „Mittelständler haben da erheblich größere Probleme“, tröstet sich Rorsted. Doch Aktionäre lassen sich nicht so leicht trösten

. Um zeitweise vier Prozent sackte die Aktie gestern nach Bekanntgabe der Ergebnisse ab. Da half auch nicht das der Hauptversammlung vorgeschlagene Dividendenplus von 7,4 Prozent auf 1,31 Euro je Vorzugsaktie. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass trotz der Probleme in Nordamerika und Osteuropa der Konzernumsatz 2014 immer noch um 0,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro stieg. Organisch, also bereinigt um Wechselkurseffekte und Akquisitionen — waren es sogar 3,4 Prozent Anstieg. Und der Jahresüberschuss nahm um 2,5 Prozent auf mehr als 1,6 Milliarden Euro zu.

Um „nur“ rund 90 000 Euro auf knapp 6,9 Millionen Euro stiegen die Jahresbezüge des Vorstandschefs. Seine fünf Vorstandskollegen kommen auf jeweils etwa 4,1 Millionen Euro. Mir Kathrin Menges sitzt eine Frau im sechsköpfigen Konzernvorstand. Weltweit liegt der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei 33 Prozent. Von einer Frauenquote hält Rorsted nichts.

Zum Standort Düsseldorf gab der Manager gestern ein eindeutiges Bekenntnis ab: „Wir haben viel investiert in den vergangenen Jahren und werden weiterhin in Düsseldorf investieren.“ Düsseldorf werde eher gestärkt durch die Globalisierung gehen. „Mehr als andere Regionen, vielleicht mit Ausnahme von China“.