Biosprit-Absatz zieht etwas an
Berlin (dpa) - Die freien Tankstellen in Deutschland verspüren in einzelnen Regionen einen leicht anziehenden Verkauf beim Biosprit E10. „Wir haben den Eindruck, dass es langsam besser wird“.
Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Freier Tankstellen (bft), Axel Graf Bülow, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Der Marktstart von E10 hatte mit massiven Absatzproblemen begonnen.
Im bft sind 570 Mitglieder mit rund 1800 Tankstellen organisiert. Bundesweit gibt es 15 000 Tankstellen, an denen E10 aber vorerst nur an etwa jeder zweiten zu haben ist - denn die flächendeckende E10-Einführung war nach den Absatzproblemen verlangsamt worden.
Nach den beim „Benzingipfel“ vereinbarten besseren Informations- und Werbemaßnahmen hoffe der bft, dass es rasch eine Trendwende gibt - denn die sogenannte E10-Winterware muss bis April verkauft werden, betonte Bülow. Der Chef des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard, sagte der dpa: „Wir müssen weitermachen und so schnell wie möglich die Verbraucherakzeptanz gewinnen.“
Der neue Super-Biosprit mit zehn Prozent Ethanol aus Getreide und Zuckerrüben soll zur neuen Haupt-Benzinsorte werden. Bisher macht E10 aber nur einen Anteil von 40 Prozent am gesamten Superbenzin-Verkauf aus. Da die Mineralölbranche von einem 90-Prozent-Anteil ausgegangen war, muss sie nun rasch sehen, wie mit einer besseren Information der Verbraucher der Absatz gesteigert wird, da die Raffinerien ihre Tanks leerbekommen müssen. 93 Prozent der Autos vertragen den Sprit.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) betont, dass es sich bei E10 nicht um „Staatsbenzin“ handele, das von der Regierung verordnet worden sei. Vielmehr habe die Politik nur die Möglichkeit zur Einführung geschaffen. Die Benzinbranche will mit der Beimischung die Biokraftstoffquote von 6,25 Prozent erfüllen.
Linke-Chef Klaus Ernst fordert zur Beruhigung der Autofahrer ein E10-Verträglichkeitssiegel. „Es muss verbindliche Schadenersatzregeln geben“, sagte Ernst der dpa. Listen an Tankstellen, Briefe und vage Versicherungen reichten nicht aus. „Die Autofahrer wollen Rechtssicherheit über die Haftung im Schadensfall.“
Die Polizei in Schleswig-Holstein tankt weiterhin Super - der Biosprit E10 ist aus Angst vor Motorschäden tabu. „Bevor wir einen Teil unseres Fuhrparks lahmlegen oder größere Reparaturen riskieren, gehen wir auf Nummer sicher“, sagte Polizeisprecherin Jessica Wessel am Donnerstag in Kiel.
Die auch auf dem „Benzingipfel“ nicht eindeutig geklärte Haftungsfrage und die Tatsache, dass Autofahrer wohl mit teuren Gutachten einen E10-Motorschaden beweisen müssten, gilt als ein Hauptgrund für die Zurückhaltung an den Zapfsäulen.
E10 wurde bisher an rund 7000 der bundesweit 15 000 Tankstellen eingeführt. Mit mehr Biosprit will die Regierung das Klima schützen und Deutschland unabhängiger vom Öl machen. Die Einführung geht auf die Biosprit-Richtlinie der EU von 2009 zurück - sie schreibt vor, dass bis 2020 zehn Prozent der im Verkehr verbrauchten Energie erneuerbar sein muss. Wie das Ziel erreicht wird, ist Sache der Regierungen, mehrere setzen dabei wie Deutschland auch auf E10.