Boeing „Dreamliner“ bekommt Startfreigabe

Washington/Everett (dpa) - Nach drei Monaten Zwangspause kann Boeings Super-Flugzeug 787 „Dreamliner“ bald wieder in die Luft gehen. Die US-Flugaufsicht FAA hat die neue Batteriekonstruktion genehmigt, die künftig Brände verhindern soll.

Eine endgültige Richtlinie, die dem Langstreckenflieger die Rückkehr in den Liniendienst erlaubt, solle kommende Woche veröffentlicht werden, erklärte die Behörde am Freitag in Washington.

Die Flugaufseher hatten Mitte Januar nach einem Feuer und einem Schmorbrand bei den Batterien von zwei „Dreamlinern“ ein Startverbot verhängt. Zwischenzeitlich hat Boeing die Konstruktion überarbeitet: Die einzelnen Zellen der Batterie werden jetzt besser voneinander abgeschottet, um die Gefahr interner Kurzschlüsse zu minimieren. Sollte es dennoch einmal zu einem Versagen kommen, soll ein Edelstahl-Gehäuse den Ausbruch eines Feuers verhindern.

„Das ist eine umfassende und endgültige Lösung mit mehreren Schutzsystemen“, versicherte Boeings Verkehrsflugzeug-Chef Ray Conner. Eine weitere Panne kann sich der Hersteller auch kaum erlauben. Die Erstauslieferung des „Dreamliner“ war bereits mit mehr als drei Jahren Verspätung erfolgt, nachdem die verwendeten Verbundwerkstoffe zu Problemen führten.

Die „Dreamliner“ dürfen wieder fliegen, wenn sie umgebaut sind. Jede einzelne Maschine muss zuvor aber von der FAA abgenommen werden, wie die Behörde erklärte. Auch der Umbau selbst werde genauestens überwacht. Die FAA hatte sich zuvor Kritik anhören müssen, dass sie das ursprüngliche Batteriedesign überhaupt genehmigt hatte.

„Die Änderungen an den Batterien der 787 werden die Sicherheit des Flugzeugs und seiner Passagiere sicherstellen“, erklärte S-Verkehrsminister Ray LaHood. Die Startfreigabe gilt zunächst aber nur für die Vereinigten Staaten, wo einzig United Airlines den „Dreamliner“ betreibt. Andere Flugsicherheitsbehörden weltweit bekommen die nötigen Unterlagen zur Verfügung gestellt und müssen dann ebenfalls grünes Licht geben.

Etwa die Hälfte der 50 bislang ausgelieferten „Dreamliner“ ist bei japanischen Airlines im Einsatz. Deutsche Gesellschaften fliegen den Typ noch gar nicht. Air Berlin hat 15 Stück bestellt, die ab 2015 ausgeliefert werden sollen. Insgesamt stehen bei Boeing noch 840 Jets in den Auftragsbüchern. Da die Produktion trotz des Flugverbots weitergelaufen ist, dürften die Auslieferungen bald wieder beginnen.

Jeder „Dreamliner“ hat zwei der Akkus an Bord - eine in der Nähe des Cockpits, eine im Mittelteil der Maschine. Sie dienen zur Stromversorgung, wenn das Flugzeug am Boden steht, oder als Notsystem bei einem Energieverlust in der Luft. Eigentlich kommt der Strom im Flug von den Triebwerken.

Die bei den Batterien eingesetzte Lithium-Ionen-Technik wird auch in Handys oder Notebooks verwendet, weil sie besonders viel Strom speichern kann. Auch hier hatte es aber immer wieder Brände gegeben. Airbus hat sich deshalb bei seinem „Dreamliner“-Konkurrenzmodell A350 für herkömmliche Nickel-Cadmium-Akkus entschieden.

Der erste A350 soll Mitte dieses Jahres abheben; die erste Auslieferung ist bis Ende 2014 vorgesehen. Der erste „Dreamliner“ war im September 2011 an die japanische All Nippon Airways übergeben worden. Die Maschine mit momentan 210 bis 250 Sitzplätzen verbraucht besonders wenig Sprit und kann deshalb auch auf sehr langen Strecken eingesetzt werden, die sonst nur von ganz großen Jets bewältigt werden können.