Börsen starten neuen Befreiungsschlag
Frankkfurt (dpa) - Angetrieben von der Hoffnung auf eine Lösung der europäischen Schuldenkrise sind die deutschen Aktienindizes weiter nach oben gesprintet. Der Dax sprang um 5,29 Prozent auf 5.628,44 Punkte hoch und erzielte den größten Tagesgewinn seit fast anderthalb Jahren.
Damit machte der Leitindex sein dickes Vorwochenminus mehr als wett und schloss so hoch wie seit Anfang September nicht. Der MDax mittelgroßer Werte stieg um 5,02 Prozent auf 8.628,47 Punkte, das Technologiebarometer TecDax gewann 4,47 Prozent auf 689,96 Punkte.
"Die Börsen leben von der Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Griechenland-Problems", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade. Investoren nutzten den aufkommenden Optimismus, um stark unterbewertet erscheinende Aktien zu kaufen. Bei negativen Stimmen setzten aber sofort wieder Gewinnmitnahmen ein, so dass die Stimmung sehr fragil sei. Hinzu komme "Window-Dressing", bei dem einige institutionelle Anleger versuchen, ihre Bilanzen zum Quartalsende aufzupolieren.
Finanzwerte ziehen Dax hoch
Wie schon am Vortag blieben die zuvor gemiedenen und sehr deutlich gedrückten Finanzwerte die Zugpferde des Marktes: An der Dax-Spitze sprangen die Aktien des Branchenprimus Deutsche Bank um 12,62 Prozent auf 28,285 Euro nach oben, und auch Commerzbank-Titel verteuerten sich um mehr als zwölfeinhalb Prozent. Händler sprachen zum einen von einer Reaktion, nachdem der europäische Bankenindex seit März mit einem Minus von bis zu 47 Prozent den stärksten Einbruch erlebt hat. Zum anderen stützten die anhaltenden Spekulationen über eine Rekapitalisierung europäischer Banken den Sektor. Die Anteile am größten Versicherer Allianz gewannen 7,95 Prozent auf 70,18 Euro und profitierten dabei auch von einem positiven Analystenkommentar von Merrill Lynch.
Autowerte setzten nach ihrer zuletzt ebenfalls schlechten Kursentwicklung auch zu einem Befreiungsschlag an. MAN-Aktien sprangen nach der Genehmigung aus Brüssel für die Mehrheitsübernahme durch Volkswagen um bis zu neuneinhalb Prozent nach oben und schlossen mit plus 7,22 Prozent bei 63,29 Euro. Auch die Vorzugsaktien des Wolfsburger Autokonzerns VW verteuerten sich um 6,65 Prozent. Die Genehmigung komme zwar nicht überraschend, hieß es am Markt, sie wirke aber positiv. Daimler-Papiere legten nach einer positiven Studie um 7,17 Prozent zu.
Südzucker nach Zahlen im Minus
Die Titel von Südzucker rutschten indes im MDax nach überraschend veröffentlichten Zahlen für das erste Geschäftshalbjahr als zweitschwächster Wert mit 0,53 Prozent ins Minus auf 23,600 Euro. Europas größter Zuckerkonzern schaffte zwar einen Gewinnsprung und bestätigte den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2011/12. Laut einem Händler fielen die Zahlen weitgehend jedoch lediglich erwartungsgemäß aus. Die Commerzbank stufte das Papier wegen der weniger attraktiven Aussichten im kommenden Jahr ab. An der MDax-Spitze stand mit der Aareal Bank, deren Aktien 14,22 Prozent auf 11,485 Euro zulegten, ebenfalls ein Finanzwert.
Im TecDax schüttelten die Aktien von SMA Solar einen anfänglich negativen Impuls durch Nachrichten von Bosch ab und gewannen schließlich 5,14 Prozent auf 47,260 Euro. Dabei will der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" zufolge in die Produktion für Wechselrichter für Solaranlagen einsteigen. Dies erhöht Börsianern zufolge den Druck auf den Weltmarktführer SMA Solar.
Eurostoxx plus fünf Prozent
Auch der EuroStoxx 50 verzeichnete mit einem Plus von 5,31 Prozent auf 2194,03 Punkte den höchsten Tagesgewinn seit Mai 2010. In Paris gewann der CAC 40 fast sechs Prozent, während der Londoner "Footsie" rund vier Prozent gewann. In New York stand der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa zweieinhalb Prozent höher.
Am deutschen Rentenmarkt sprang die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,66 (Montag: 1,57) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,53 Prozent auf 129,81 Punkte. Der Bund Future rutschte um 1,06 Prozent auf 135,81 Punkte ab. Der Eurokurs kletterte am frühen Abend wieder über die Marke von 1,36 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,3579 (1,3500) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7364 (0,7407) Euro.