Börsen-Zocker bleibt in Haft
London (dpa) - Nach dem Milliardenverlust bei der Schweizer Großbank UBS bleibt der mutmaßlich betrügerische Zocker weiter in Haft.
Der London City Magistrates Court, das zuständige Gericht in London, entschied am Donnerstag, der 31-jährige Kweku Adoboli müsse zunächst bis 20. Oktober hinter Gittern bleiben. Dann wird in einer weiteren Anhörung eine Entscheidung des Spekulanten erwartet, ob er sich schuldig bekennt, oder auf unschuldig plädiert.
Die Anklage wirft ihm vor, mit riskanten und von der Bank nicht autorisierten Geschäften, 2,3 Milliarden US-Dollar (1,67 Mrd Euro) verzockt zu haben. Er soll sich des Betrugs und der Bilanzfälschung schuldig gemacht haben. Den Angaben der Bank zufolge sollen die krummen Geschäfte bereits im Jahr 2008 begonnen haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Haft.
Adoboli betrat den Gerichtssaal am Donnerstag gut gekleidet - im grauen Maßanzug und mit blauer Krawatte. Bevor er auf der Anklagebank Platz nahm, nickte er den Zuschauern zu und legte die Hand aufs Herz. Einen Antrag auf eine Freilassung gegen Kaution stellte der Sohn eines früheren UN-Diplomaten aus Ghana nicht.
In der Anklage warf der Staatsanwalt dem 31-Jährigen vor, seine Position als Händler bei der Schweizer Bank „unehrenhaft ausgenutzt und missbraucht zu haben, mit dem Ziel, einen Gewinn für sich selbst zu erzielen.“ Zudem habe er Angaben gefälscht, um von seinen Machenschaften abzulenken.
Neben dem Verfahren vor Gericht läuft auch eine gemeinsame Untersuchung der Bankenaufsichtsbehörden in Großbritannien und der Schweiz. Dabei soll unter anderem auch der Frage nachgegangen werden, warum die Bank selbst nichts von dem mutmaßlichen Schwindel gemerkt hat.
Die Bank selbst war nach der Bekanntgabe des Milliardenverlustes schwer unter Druck geraten. Mit dem Staatsfonds GIC aus Singapur hatte sich der erste Großaktionär kritisch zu Wort gemeldet und „Versäumnisse“ bei der Bank beklagt. GIC hält sechs Prozent der Anteile an UBS. In Singapur sitzt das Management der Bank gegenwärtig auch bei einem Krisentreffen zusammen. Nach Informationen der Schweizer Zeitung „Tagesanzeiger“ wird dabei ein Plan besprochen, das Investmentbanking völlig neu zu strukturieren. Unter anderem solle der risikoreiche Eigenhandel komplett aufgegeben werden.