Börsenrat: Fusion mit NYSE bringt Frankfurt voran

Frankfurt/Main (dpa) - Eine Fusion der Deutschen Börse mit der New Yorker NYSE wird den Finanzplatz Frankfurt nach Ansicht von Börsenrat Lutz Raettig stärken.

„Ich bin der Meinung, in den Plänen der Fusion stecken eine Menge Konstruktionen drin, die den Finanzplatz Frankfurt nicht nur absichern, sondern ihm auch Wachstumschancen geben“, sagte Raettig der Nachrichtenagentur dpa.

Befürchtungen von Betriebsräten und Politikern, ein Zusammenschluss der beiden Börsenkonzerne werde Deutschlands wichtigsten Finanzplatz schwächen, teilt Raettig nicht. „Natürlich kann es sein, dass irgendwann hier oder da Stellen wegfallen. Das ist dann aber keine Folge der Fusion, sondern hat mit Arbeitsmarktgegebenheiten zu tun“, sagte der Aufsichtsratschef der US-Bank Morgan Stanley in Deutschland.

Deutsche Börse und NYSE Euronext wollen bis zum Jahresende den weltgrößten Börsenkonzern schmieden - vorausgesetzt, ihre Aktionäre machen mit. „Ich bin auch von den Chancen überzeugt, dass neue Arbeitsplätze entstehen werden“, ergänzte Raettig. Denn: „Ich glaube, dass diese Weltbörse attraktiv ist für den Markt und mehr Volumen auf sich ziehen wird zum Beispiel im Clearinggeschäft und im Settlement.“ Abwicklung und Verrechnung gehören zu den Stärken der Frankfurter.

Dass sich die Deutsche Börse wie einst die Euronext bei ihrem Zusammengehen mit der NYSE von den New Yorkern über den Tisch ziehen lässt, hält Raettig für ausgeschlossen. „Die Deutsche Börse ist richtig stark, wesentlich stärker als die Euronext je war. Die sind in der Lage, ihre Positionen entschlossen wahrzunehmen.“

Auch den regionalen Markt behält die Frankfurter Börse im Blick und krempelte jüngst den Parketthandel um. Seit dem 23. Mai ist der klassische Parketthandel auf Zuruf in Frankfurt Geschichte, sämtliche Aktien und Anleihen werden seither über das Computersystem Xetra gehandelt. Die Börsenmakler halten nun als „Xetra-Spezialisten“ gerade bei Nebenwerten den direkten Draht zu Investoren. Ab diesem Mittwoch (1.6.) muss so mancher der Börsianer früher aufstehen: Dann öffnet das Parkett ab 8.00 Uhr - eine Stunde früher als bisher.

„Der Wettbewerb mit den Regionalbörsen in Deutschland ist auch ein Grund für die Änderungen: Frankfurt war lange Zeit nicht an vorderster Front bei den Nebenaktivitäten“, befand Raettig.