Brüderle lässt Opel abblitzen

Staatsbürgschaften sind zunächst verweigert. Die Zukunft der Werke ist ungewisser denn je, ein Kahlschlag droht.

Rüsselsheim. Die letzte Hoffnung für Opel heißt Angela Merkel. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ließ den Autobauer wie erwartet abblitzen.

Nun kann nur noch die Bundeskanzlerin verhindern, dass Opel im Ringen um Staatsbürgschaften leer ausgeht - und damit die schlimmen Befürchtungen von Betriebsrat und IG Metall womöglich Wirklichkeit werden: "Werkschließungen, massiver Abbau von Arbeitsplätzen und eine enorme Beschädigung der Marke Opel." Drei der vier deutschen Werke seien nun in akuter Gefahr.

Mit ihren Sorgen ist die Arbeitnehmerseite nicht allein. Auch Autoexperten wie Willi Diez sind überzeugt: "Ohne Staatsbürgschaften wird ein neues Sparprogramm aufgelegt mit gravierenden Auswirkungen auf die deutschen Standorte." Opel-Chef Nick Reilly beschwichtigt hingegen: "Es gibt keinen Plan, weitere Werke zu schließen."

Dass der US-Mutterkonzern General Motors (GM) selbst die Schatulle weiter öffnet und aus eigener Kraft die notwendigen Investitionen in neue Modelle und Technologien aufbringt, gilt als unwahrscheinlich. "Natürlich hat sich die Situation von GM verbessert, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. GM ist nach wie vor ein verstaatlichtes Unternehmen, das im ersten Quartal erstmals seit vielen Jahren wieder Gewinne erzielt hat", sagt Diez: "Für mich ist GM noch lange nicht über den Berg."

Doch die als "Rotstift-Strategen" verrufenen Amerikaner haben sich in der langen Beziehung zur deutschen Tochter nicht gerade einen Namen als zukunftsorientierte Investoren gemacht. "Wenn Reilly zu wenig Geld bringt, wird er härter sanieren müssen", ist Autoexperte Christoph Stürmer überzeugt.

Für Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz ist Brüderles Nein ein herber Schlag, auch wenn die Entscheidung nicht wirklich überraschend kam. "Der Wirtschaftsminister lässt die Opel-Beschäftigten im Regen stehen - und das wider besseres Wissen und gegen die Interessen der Standorte in Deutschland", poltert Franz.

In monatelangen nervenaufreibenden Verhandlungen hatte Franz bereits das Aus des Werks Antwerpen als bittere Kröte schlucken und einem milliardenschweren Lohnverzicht der Belegschaft zustimmen müssen.