Deutsche Bank: Der Inder Jain gilt als Kronprinz

Das Institut dementiert. Ackermann sucht aber „intensiv“ nach Nachfolger.

Frankfurt. Die Personaldiskussion um seine Nachfolge hatte Josef Ackermann (62), amtierender Chef der Deutschen Bank, auf der Hauptversammlung am 27. Mai 2010 in Frankfurt selbst losgetreten. Er räumte ein, Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Clemens Börsig (61) und er seien "seit einigen Monaten intensiv im Gespräch" über die Nachfolge.

Offiziell läuft Ackermanns Vertrag, der angeblich auch zur Abwehr des Ex-Finanzchefs Börsig als Vorstandsvorsitzenden im April 2009 völlig überraschend verlängert wurde, noch bis 2013. Aber jetzt könnte es mit einer Entscheidung schneller gehen.

Als "klaren Favoriten" für die Ackermann-Nachfolge hat das "Handelsblatt" am Mittwoch den Inder Anshu Jain (47) unter Berufung auf Insiderkreise ausgemacht. Jain soll in Kürze die Alleinverantwortung für das Investment-Banking beim deutschen Branchenprimus übernehmen. Sein bisheriger Rivale Michael Cohrs soll demnächst ausscheiden.

Die Reaktion der Deutschen Bank auf die Personal-Debatte ließ am Mittwoch nicht lange auf sich warten. Sie wies Spekulationen über eine Nachfolge des Vorstandschefs Josef Ackermann zurück. "Herr Dr. Ackermann hat einen Vertrag bis 2013", sagte ein Sprecher. "Schon deswegen entbehren alle Personalspekulationen im Hinblick auf seine Nachfolge jeglicher Grundlage." Bei Großkonzernen ist es allerdings üblich, die Chef-Nachfolge sehr frühzeitig zu regeln.

Mit Jain würde zum zweiten Mal nach dem Schweizer Ackermann ein Ausländer an der Spitze der Deutschen Bank stehen. Der gebürtige Inder, der seinen Arbeitsplatz in London hat, spricht gut Deutsch. Auch mit Kanzlerin Merkel ist er bekannt.

Beim deutschen Branchenprimus gilt Jain als eine Art "Wunderkind". Die Frankfurter nennen ihn ehrfurchtsvoll den "Geldmacher", weil das von ihm mitverantwortete Investment-Banking 80 Prozent der Konzerngewinne erzielt. Jain verdient mehr als sein Chef Ackermann. Der Cricket-Fan gilt als bescheiden und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Londoner Westen.