Bundesagentur: Jobchancen so gut wie lange nicht

Nürnberg (dpa) - Jobsucher haben auf dem deutschen Arbeitsmarkt derzeit so gute Einstellungschancen wie schon lange nicht mehr. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die Zahl der offenen Stellen im Februar einen neuen Rekordstand erreicht.

Schon seit Jahren hätten Unternehmen nicht mehr so viele Arbeitskräfte gesucht, berichtete die Bundesagentur bei der Veröffentlichung ihres monatlichen Beschäftigungsindexs BA-X. Der seit 2004 erstellte Index bildet die Entwicklung auf dem Stellenmarkt ab. Fachleute schließen nicht aus, dass im Februar selbst die Kräftenachfrage während des Wiedervereinigungs-Booms im Jahr 1991 überschritten wurde.

„Inwieweit der BA-X in den kommenden Monaten noch weiter steigt, bleibt abzuwarten. Aktuell signalisieren die Betriebe auf jeden Fall hohe Einstellungsbereitschaft; sie berichten teilweise von Problemen, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu finden“, berichtete die BA. Weiter großen Bedarf an Arbeitskräften melden Zeitarbeitsunternehmen; etwa jede dritte offene Stelle kommt aus der Verleiherbranche. Aber auch der Handel, der Bausektor, die Gastronomie und der Gesundheitssektor suchen aktuell neue Mitarbeiter.

Nach Bundesagentur-Angaben hat die Arbeitskräftenachfrage mit einem BA-X-Wert von 166 Punkten sogar über dem Maximum des letzten Aufschwungs gelegen; damals hatte die BA einen Indexwert von 165 ermittelt. Der aktuelle Februarwert liegt nach BA-Angaben sechs Punkte höher als der für Januar ermittelte Indikator. Im Vergleich zum Februar 2010 hat sich der Wert um 46 Punkte verbessert. Über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit will die BA an diesem Dienstag (1. März) berichten.

Nach Einschätzung von Bankvolkswirten bestätigt die Rekordzahl von offenen Stellen ihre positive Gesamteinschätzung. Sie gehen davon aus, dass selbst der harte Winter den Job-Boom der vergangenen Wochen nicht ausgebremst hat. Die Zahl der Arbeitslosen sei daher im zu Ende gehenden Monat auf dem Vormonatsniveau geblieben oder sogar leicht gesunken, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Lediglich ein von dpa befragter Bank-Ökonom hat für den Februar einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosenzahlen errechnet.

Nach Einschätzungen der übrigen Bankvolkswirte schwankt der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar zwischen 5000 und 25 000. Im Februar wären damit zwischen 3,22 Millionen und 3,24 Millionen Männer und Frauen als arbeitslos gemeldet. Lediglich Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld hält angesichts des harten Winters einen Anstieg der Erwerbslosenzahl um 25 000 auf bis zu 3,37 Millionen für möglich.

Unabhängig von Saisoneffekten sehen alle von dpa befragten Volkswirte den deutschen Arbeitsmarkt in einer soliden Verfassung. Ohne die Saisoneffekte wäre nach ihrer Auffassung die Arbeitslosigkeit im Februar zwischen 10 000 und 30 000 zurückgegangen. „Konjunkturell stehen die Zeichen am Arbeitsmarkt weiter auf Aufschwung“, betonte etwa Hypovereinsbank-Volkswirt Alexander Koch. Und auch DZ-Bankökonom Glenn Marci ist überzeugt: „Auf dem Arbeitsmarkt ist noch weiterer Schub drin“.