Bundesagentur nach guten Januarzahlen für 2015 optimistisch

Nürnberg (dpa) - Nach überraschend niedriger Januar-Arbeitslosigkeit zeigt sich die Bundesagentur für Arbeit (BA) für das neue Jahr zunehmend zuversichtlich.

Foto: dpa

„Wir haben gute Gründe für etwas Optimismus auf dem Arbeitsmarkt 2015“, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. „Es spricht viel dafür, dass sich die aktuelle Tendenz auch im kommenden Jahr fortsetzten wird.“ Die monatlich befragten Arbeitsagenturen vor Ort sähen kurzfristig keine Risiken. Trotzdem blieben angesichts der globalen Krisen Unsicherheiten für den Arbeitsmarkt, räumte Weise ein.

Die gute Konjunktur hat die Januar-Arbeitslosigkeit auf ein Rekordtief gedrückt. Zum Jahresanfang waren 3,032 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job, wie die BA berichtete. Das sind zwar 268 000 mehr als im Dezember, aber rund 104 000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote stieg zum Vormonat um 0,6 Punkte auf 7,0 Prozent. Eine niedrigere Januar-Arbeitslosigkeit war zuletzt nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991 registriert worden.

Für den aktuellen Anstieg der Erwerbslosenzahl macht die Bundesagentur ausschließlich saisonale Gründe verantwortlich: Zum einen ruhe wegen des nasskalten Winterwetters auf vielen Baustellen die Arbeit. Dadurch verlören etliche Beschäftigte in Außenberufen vorübergehend ihre Stelle. „Auch laufen nach dem Weihnachtsgeschäft im Handel und in Logistikbetrieben viele Arbeitsverträge aus“, erläuterte Weise. Ohne saisonale Sonderfaktoren wäre die Zahl der Arbeitslosen im Januar sogar um 9000 gesunken.

Von der seit Jahresanfang geltenden Mindestlohnregelung spüre die Bundesagentur derzeit noch nichts, berichtete Weise. „Für eine erste Zwischenbilanz ist es aber ohnehin zu früh.“ Erst nach einem halben Jahr seien erste vorläufige Aussagen möglich. „Wir sind mit dem Mindestlohn Gott sei Dank in einer guten Konjunktur gestartet“, erläuterte Weise. „Diese Konjunktur hilft, dass der Mindestlohn auch dank kluger Ausnahme- und Übergangsregelungen im Moment kein Risiko für den Arbeitsmarkt darstellt.“

Allerdings beobachte die Bundesagentur diejenigen Branchen genau, bei denen der Mindestlohn Einfluss auf die Beschäftigung haben könnte. Als Beispiele nannte Weise das Taxigewerbe und Paketdienste. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt räumte ein, dass es im Januar 1200 arbeitslose Taxifahrer gegeben habe - 500 mehr als vor einem Jahr.

Wie gut es derzeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt läuft, zeigt nach Weises Einschätzung auch die weiter wachsende Beschäftigtenzahl. Nach den jüngsten Daten vom Dezember legte die Erwerbstätigkeit um 22 000 auf 42,87 Millionen zu. Das ist ein Plus von 404 000 im Vergleich zum Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im November um 45 000. Die Zahl der Menschen mit einem regulären Job lag mit 30,69 Millionen im Vergleich zum Vorjahr um 539 000 im Plus.

Und die Unternehmen suchen weiterhin nach gut ausgebildetem und erfahrenem Personal: Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegt sich inzwischen auf Rekordniveau. Im Januar waren 485 000 offene Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, 60 000 mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind Mitarbeiter im Verkauf sowie in der Verkehr und Logistik-Branche.

Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) schätzte die aktuelle Arbeitsmarktsituation am Donnerstag als gut ein. Deutschland habe nach wie vor eine sehr niedrige Erwerbslosigkeit, die gemeldeten offenen Stellen seien auf einem „Allzeithoch“. Alle Indikatoren deuteten auf einen dynamischen und weiter wachsenden Arbeitsmarkt hin, sagte Nahles in Berlin. Arbeitgeber warnten am Donnerstag bereits vor Fachkräftemangel in einigen Branchen und Regionen.

Kritisch sehen derweil die Oppositionsparteien im Bundestag die aktuelle Arbeitsmarktlage. Die Linkspartei kritisierte, es gebe keine ernsthaften Bemühungen für eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die die Menschen in existenzsichernde Arbeit bringe. Auch die Grünen sehen trotz der vergleichsweise guten Januar-Zahlen immer noch viele ungelöste strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert vor allem einen verstärkten Kampf gegen die große Zahl von Langzeitarbeitslosen. Hierzu sei mehr Weiterbildung für die Betroffenen erforderlich.