Bundesbank-Präsident Weber tritt Ende April zurück
Berlin (dpa) - Nach Tagen der Unsicherheit ist der Abgang von Bundesbank-Präsident Axel Weber nun amtlich: Der 53-jährige Notenbanker tritt bereits Ende April zurück. Deutschland oberster Währungshüter wirft damit ein Jahr vor Ablauf seiner offiziellen Amtszeit das Handtuch.
Die Nachfolge-Lösung soll noch nächste Woche bekanntgegeben werden.
In einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) am Freitag in Berlin habe Weber mitgeteilt, er wolle mit Ende seines siebten Amtsjahres zum 30. April 2011 aus dem Amt scheiden - aus zunächst nicht näher erläuterten persönlichen Motiven.
Wie Regierungssprecher Steffen Seibert weiter mitteilte, hätten die Kanzlerin und Schäuble die Entscheidung „mit Respekt für Professor Webers persönliche Gründe zur Kenntnis genommen“.
Als Übergangslösung an der Bundesbank-Spitze ist nach dpa-Informationen der derzeitige Vize Franz-Christoph Zeitler im Gespräch. Merkels Wirtschaftsberater Jens Weidmann könnte im Sommer in den Vorstand wechseln und später dann Präsident werden. Möglich sind aber auch andere Varianten.
Damit ist ein beispielloses Hin und Her zwischen Bundesbank- und Regierungsspitze vorerst beendet. Mit Weber verliert Merkel mitten in der Euro-Krise einen der wichtigsten Mitstreiter.
Mit dem Rücktritt hat sich auch Webers mögliche Kandidatur für den EZB-Chefposten erledigt. Offen bleibt, ob Deutschland einen Kandidaten für die Nachfolge von Jean-Claude Trichet an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Rennen schickt.
Der 53-jährige Weber galt lange Zeit als Merkels Kandidat für die im Herbst anstehende Nachfolge des Franzosen an der EZB-Spitze. Opposition und Koalitionspolitiker fürchten, dass Deutschland mit einem Rückzug Webers alle Chancen verspielt.
Die lange ungeklärte Personalie Weber hatte die Bemühungen der Euro-Partner zur Stabilisierung der Gemeinschaftswährung belastet. Weber hatte das Krisenmanagement der EZB und die deutsch-französischen Pläne für eine Wirtschaftsregierung kritisiert.
Die Bundesregierung wies mit Nachdruck Sorgen an den Finanzmärkten zurück, mit einem Rückzug Webers sei die deutsche Stabilitätskultur in Europa in Gefahr.
„Es soll sich niemand, nicht in Deutschland und auch nicht im Ausland, Sorgen machen, dass dieses für uns so wichtige Institut, die Bundesbank, nachlassen wird in seiner Aufgabe“, hatte Seibert vor dem etwa einstündigen Krisentreffen im Kanzleramt gesagt.
Die Bundesbank werde weiterhin eine stabile Währungspolitik vertreten. „Und daran ist überhaupt nicht zu rütteln. Und das hängt auch nicht an einer einzigen Person allein.“
Hartnäckig halten sich Gerüchte, der international angesehene Ökonom Weber könnte als Nachfolger von Josef Ackermann Chef oder Co-Chef der Deutschen Bank werden.
Schäuble betonte nach einem Treffen mit Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde in Berlin, die Frage der Trichet-Nachfolge stelle sich derzeit nicht. Deutschland habe nie erklärt, dass man auf einem deutschen Kandidaten bestehe.
Jetzt müssten alle Fragen für das angestrebte Euro-Gesamtpakt geklärt werden. Dies solle im März stehen. „Wenn das gelingt, können wir uns mit der Frage des bestmöglichen Kandidaten beschäftigen.“ Die Zeit dafür reiche. „An dieser Position hat sich nichts geändert.“