Chefs haben kaum Interesse an guter Personalführung

Osnabrück (dpa) - Das Thema Personalführung wird von deutschen Chefs einer Studie zufolge klar unterschätzt. Schlechte Personalführung werde toleriert, sofern das operative Ergebnis des Unternehmens stimme, sagt Carsten Steinert, Professor für Personalmanagement an der Hochschule Osnabrück.

„Der Stellenwert der Personalführung ist gering“, betonte der Wissenschaftler. Eine Folge seien „innere Kündigungen“ von Mitarbeitern, was für Unternehmen mit immensen Kosten verbunden sei.

Im vergangenen Herbst hatten Steinert und sein Kollege Dominik Halstrup Entscheidungsträger von 118 deutschen Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern befragt. In der Studie sind Dienstleister ebenso berücksichtigt wie Unternehmen aus den Bereichen Finanzen, Industrie, produzierendes Gewerbe und Handel.

Einen Grund für die geringe Wertschätzung einer guten Personalführung sieht Steinert darin, dass viele Führungskräfte nicht als solche ausgebildet seien: „Seminare und Entwicklungsprogramme werden von ihnen nicht wahrgenommen. Die Angebote werden von den Geschäftsführern nicht als wichtig eingestuft.“ Angestellte würden dieses Verhalten ihrer Vorgesetzten oft übernehmen - es sei denn, sie hätten ein persönliches Interesse daran, sich auf diesem Gebiet fortzubilden. Dieses hätten aber die wenigsten.

Das habe fatale Folgen - auch für den finanziellen Erfolg der Unternehmen. Denn aufgrund schlechter Personalführung entstünden Reibungsverluste in den Abteilungen, zudem „kündigten“ Mitarbeiter innerlich - dies führe auch zu Dienst nach Vorschrift. So entstünden immense volkswirtschaftliche Kosten.

„Wenn Führung für das Top-Management keine Rolle spielt, fühlt sich die mittlere Ebene schlecht behandelt“, sagt Steinert. Folglich sähen die meisten Mitarbeiter keinen Sinn darin, Führungsqualität zu entwickeln. Dies würde noch dadurch unterstützt, dass die Auswahlkriterien für neue Mitarbeiter im Top-Management nicht transparent seien. Bis in die mittlere Führungsebene hinein seien für Beförderungen noch sogenannte Softskills wichtig, wie etwa das Führungsverhalten. „So entsteht eine Diskrepanz zwischen den Mitarbeitern der verschiedenen Führungsebenen“, erläutert Steinert. Auch dies trage zu einem schlechten Betriebsklima bei.