Chinas Aktienmärkte wieder im Minus
Shanghai (dpa) - Trotz massiver staatlicher Hilfe fehlt den Anlegern das Vertrauen in Chinas Aktienmärkte. Nach einer kurzen Erholung am Vortag ging die Talfahrt der Börsen in Shanghai und Shenzhen weiter.
Experten gehen davon aus, dass der Staat den Märkten noch lange unter die Arme greifen muss, bis sich die seit Mitte Juni schon anhaltende Achterbahnfahrt wieder legt.
Der Shanghai Composite Index fiel um 2,2 Prozent auf 3705 Punkte, während der Shenzhen Component Index sogar um 3,33 Prozent auf 12 395 Punkte absackte. Der ChiNext für Technologiewerte, der dem Nasdaq in den USA ähnelt, verlor sogar 4,93 Prozent auf 2561 Punkte.
„Auf der einen Seite versucht die Regierung, die Märkte zu stabilisieren und den Ausverkauf zu stoppen, aber auf der anderen Seite fehlt den Anlegern das Vertrauen, und sie lösen ihre Positionen auf“, sagte Gao Xiang vom Wertpapierhaus CITIC der Nachrichtenagentur Xinhua. Das Auf und Ab werde noch weitergehen.
Unter den gegenwärtigen Umständen sei es notwendig, dass die Unterstützung der Regierung lange anhalte, kommentierte Andrew Polk von der US-Denkfabrik Conference Board in Peking. „Der Markt wird wieder schwer unter Druck geraten, wenn die Regulierungsbehörden versuchen, sich irgendwie zurückzuziehen.“
Chinas Börsen seien gegenwärtig „alles andere als wirkliche Märkte“, findet Polk. „Vielmehr sind sie staatlich gelenkte Kanäle für Wertsteigerungen und die Kontrolle von Strömen der Liquidität.“ Die Höhe der Finanzmittel, die der Staat einsetzen müsse, um den Preis der Anlagen zu verteidigen, werde nur noch steigen, schreibt der Experte in einer Analyse.
Seit vergangenem Monat sind Chinas Aktienmärkte auf einer Berg- und Talfahrt: Getrieben von einer großen Masse von Privatanlegern, die in großen Stil Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni begann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert.
Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, die Kurse zunächst wieder zu stabilisieren. Die Zentralbank senkte die Zinsen auf ein Rekordtief, zudem wurde ein riesiges Kaufprogramm für Wertpapiere initiiert. Bis zu 50 Prozent der an den Börsen des Landes gehandelten Aktien wurden zeitweise vom Handel ausgesetzt.